Gesellschaftliche Utopie

Eines der folgenschwersten Missverständnisse der letzten Generationen ist die Verwechslung von ökonomischen und politischen Theorie. Es scheint fast ein Konsens zu sein, dass Kapitalismus als politische Theorie verstanden wird. Es mag viele Gründe geben, warum Kapitalismus politisch verstanden werden muss. Sicher gibt es auch Gründe, warum Kapitalismus oft zusammen mit Demokratie gedacht wird. Für viele Menschen ist das sowieso das Gleiche. Demokratie ohne Kapitalismus oder Kapitalismus ohne Demokratie scheint vielen unvorstellbar. Es klingt synonym. Das ist gefährlich, weil es suggeriert, das eine könnte ohne das andere nicht funktionieren. Noch überraschender ist aber, dass wir kaum noch echte Alternativen diskutieren.

Ich behaupte einfach mal, dass der Kapitalismus keine gute Idee war. Wir sehen die Folgen gerade sehr deutlich. Auch alle Versuche, die ‚wahren‘ Kosten mit in die Kostenkalkulationen einzurechnen, damit der Kapitalismus nachhaltig wird, gehen am Ziel vorbei. Die Vorstellung, die Welt, ihre Abläufe und Prozesse, die gesellschaftliche Arbeit, all dies ließe sich in Geldwerte übersetzen, ist grundlegend falsch. Verführt von dem Schein des Goldes haben Menschen immer mehr Elemente aus ihrem Leben dafür eingetauscht. Die Akkumulation dieses Goldes, später dann in Form von Geld, führte zu einer Transformation von Reichtum in ökonomische und schließlich politische Macht. Und weil wir alle da irgendwie mitmachen, denken wir, dass Gesellschaft eben so organisiert sei, und Politik die Verteilung von Geld sei. Wir müssen aber wieder über Gesellschaft in politischen, sozialen, kulturellen und spirituellen Kategorien denken. Das Grundeinkommen setzt hier an, und die Diskussion darüber ist gut.

Alternativen

Warum gibt es so wenig Versuche, anders zu leben? Wenn wir mal von den ganzen Experimenten absehen, die nur ein paar wilde Jahre gedauert haben, so gibt es in Europa Longo Mai als eine vernetzte Kooperative. In Indien Auroville als eine bargeldlose Gesellschaft, die sich der Arbeit am (menschlichen und göttlichen) Bewusstsein verschrieben hat.

Mich haben solche ‚Utopien‘ immer fasziniert. Nicht nur, weil sie versuchen negative Konsequenzen aktueller Modelle zu vermeiden, sondern vor allem, weil sie Energien freisetzen und Wert schätzen. Statt uns auf die Produktion, Konsumierung, Verteilung und Verwaltung von Produktionsgütern zu konzentrieren und zu versuchen hieraus eine Sinnhaftigkeit abzuleiten, öffnen diese Utopien Freiheit, sich der Sinnsuche hinzugeben und das Geheimnis des Lebens zu ergründen. Denn eins ist ja klar. Eine Akkumulation von Besitz, das Zusammenscharren von Dingen auf einem mehr oder zufälligen Platz auf der Erde, kann der Sinn ja nicht sein. Uns der Erforschung und Entwicklung von Bewusstsein zu widmen ist doch die einzige Aufgabe, die wir als unseres Selbst bewussten Wesen, uns hingeben könne, wollen und sollen.

Warum nur nennen wir das eine Utopie? Warum denken wir, dass dieser Ort unerreichbar ist? Wer hat uns so lange gesagt, dass das nicht geht? Und warum machen so Wenige an den konkreten Orten von ‚realen Utopien‘ mit?

 

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