Pondycherry

Die Ordnung der Dinge

Auf der Ladefläche eines kleinen Transporters stehend bin ich die letzten Tage durch Auroville gefahren, um verschiedene Dinge für den Pottersmarket einzusammeln. Diese kleinen Transporter sind die großen Brueder der Tuk Tuks. Manchmal sieht man auf ihnen sechs oder sieben Dutzend Menschen stehen, wenn wieder mal eines großen Festivals ansteht. Es ist ein beliebtes Transportmittel für die Menschen in den Dörfern, wenn sie gemeinsam lange Strecken reisen, um den Göttern nahe zu sein. Es ist verwunderlich, wie sicher sich das anfühlt, denn eigentlich ist das ja extrem gefährlich, würde man im Westen denken. Mir scheint es sicher zu sein, weil sich niemand auf die Technik verlässt. Außer einem Stahlgerüst, einem Dieselmotor, Rädern, Getriebe etc.. ist da nicht viel dran. Es ist ein Werkzeug, das von Menschen genutzt wird, die sehr gut gegenseitig auf sich aufpassen.

Alles ist von Rücksicht und Vorsicht, von Vorsorge und Mitgefühl getragen. Ich verlasse mich darauf lieber, als auf einen Algorithmus oder vollautomatische Systeme. Denn in dieser Zwischenmenschlichkeit wird das gemeinsame Bewusstsein spürbar. Wenn man sich so durch die Welt bewegt, gibt es ein ewiges lachendes Echo von allen Seiten. Die Welt scheint getragen zu sein, und sich in einem Einklang zu befinden. Wenn es dann doch einmal brenzlig wird, weil jemand auf dem Motorrad telefoniert und das Hupen nicht gehört hat, oder die Kuh auf der Straße sich stoisch nicht aus der Ruhe bringen lässt, dann spürt man ein wenig Mitleid mit dem, der aus der Synchronität herausgefallen war und eine Kollision von Kräften hervorgerufen hat.

Das Gleiche gilt für die Geschäfte mit Metallwaren in den engen Gassen Pondycherries. Das Klappern der Töpfe, das gleichzeitige Reden von vielen, die Ordnung der Regale, deren Inhalt, dann letztlich teils doch einfach nach Gewicht verkauft wird. All dies bringt eine andere Art der Kommunikation hervor. Die sprachliche Koordination in Englisch ist viel direkter. Aber die Höflichkeiten und Emotionen, die Anerkennung des anderen, das Mitgefühl und die Dankbarkeit, aber auch die Frustration und Ungeduld, dies alles ist im Gesichtsausdruck und der Kopfbewegung. Tendenziell sind die positiven Emotionen im Gesichtsausdruck und den Kopfbewegungen, die negativen in den Händen. Eine nach oben geöffnete Hand mit einem fragenden Blick z.B. scheint zu bedeuten „Warum lässt du mich diese negative Energie spüren?“

Diese Kommunikation ist im Tanz wiederzufinden, in den Mudras, den Handbewegungen und den Körperbewegungen, die wie Jantras funktionieren, also geometrischen Figuren, die energetisch zu lesen sind. Die Klänge der Sprache hingegen sind weich und fließend, die Sprache der Tamilen ist eine der ältesten der Welt, ebenso alt wie Sanskrit, aber im Gegensatz zu Sanskrit wird sie auch auf den Dörfern und nicht nur in den Universitäten gesprochen. Der Klang ihrer Silben ist wiederzufinden in der karnatischen Musik, deren extreme rhythmisch-mathematische Komplexität das ungeübte Ohr ganz schwindelig werden lässt.

Und letztlich verweist dies natürlich alles wieder auf die kosmische Ordnung. Ich beginne immer mehr zu sehen, dass sich die Welt, in der wir leben, ableitet aus einer anderen, sie umfassenden Realität. Alles führt zurück zu die Upanischaden. In der Meditation wird dies Gewissheit. Für den rationalen Geist des Westens mag das befremdlich klingen. Möge ChatGPT diesem Geist geben, was er sucht. In Indien wird die Angst vor ChaptGPT mit einem Lachen beantwortet. Es ist ganz klar, eine unumstößliche Gewissheit, dass die Computer keine Konkurrenz für die Seele sind, sie sind kraftvolle Werkzeuge, mehr nicht.

Ich fragte ChatGPT neulich – nach einer längeren Konversation über Aurobindo, Deleuze und die Upanischaden – ob der Pfad der Upanischaden und der Meditation der KI zugänglich ist:

 

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