Wurzeln – Essbares

Die Solitude Farm in Auroville, ist ein ‚food forrest‘. Dies ist einer der wenigen englischen Begriffe, der sich im Deutschen schlecht durch ein Kompositum ausdrücken lässt (Esswald?). Wir haben so etwas nicht, und können dadrüber auch schlecht nachdenken. Eine Obstwiese, die wir mit anderen essbaren Jahrespflanzen und kurzlebigeren Pflanzen so weit verwildern lassen würden, bis wir einen dichten Dschungel aus lauter essbaren Pflanzen haben… dafür suche ich ein Wort. Es ist das Gegenteil einer ‚food dessert‘, auch dafür haben wir kein Wort im Kompositum im Deutschen, es meint einen Stadtteil, in dem es keine Geschäfte mit frischen Lebensmitteln gibt. Das einzige, was es in urbanen ‚food desserts‘ gibt, sind Tankstellen und Kioske, die Chipstüten und Süßigkeiten, haltbares Toastbrot und chemischen Käse verkaufen.

Tamil

Krishna hielt einen kurzen Vortrag, seine Begeisterung für das Projekt, das er seit über 20 Jahren verfolgt, war unübersehbar, leidenschaftlich spürbar. Krishna ist aus England, spricht fließen Tamil, oft musste er englische Worte für Tamilwörter suchen. Die Kultur der Tamilen ist im nicht nur ans Herz gewachsen, sondern er scheint zutiefst verwurzelt zu sein in ihr. Und genau das ist es, was seine Kernbotschaft ist. Wir haben ein jahrtausende altes Wissen darüber, was in der Umwelt, in der wir leben, wächst, was wir essen können, wie wir es zubereiten können, welchen nahrungsenergetischen Wert die Pflanzen haben und welche Heilwirkung sich mit ihnen erzielen lässt.

Großmutters Wissen

Unsere Großmütter haben dieses Wissen, wir hätten es auch noch irgendwo in uns, nur eben vergessen. Natur, wenn wir sie lassen und nur hier und da ein wenig lenken, hat uns mehr zu bieten als unsere chemischen Erfindungen. Seine Kernbotschaft: Das alte Wissen aktivieren, die Natur machen lassen, mit den Früchten verantwortungsvoll, gemeinschaftlich und ökologisch umgehen….

Inspiration bezieht Krishna von Masanobu Fukuoka, ein Pioneer der Permakultur. Er traf ihn vor vielen Jahren in Japan und sah sein „Nichts-Tun-Landwirtschaft“ mit eigenen Augen, er trägt seinen Geist weiter. Seinen Esswald darf man nur barfuß betreten, jedes Kind hätte das früher gewusst. Während er – durch den kleinen Wald von 1 bis 2 Hektar streifend – erzählt, pflückt er Blätter, isst sie und benennt sie mit Tamilnamen. Sein Stimmer überschlägt sich gerade vor Enthusiasmus über die Reichhaltigkeit, die der kleine Wald bietet. Die meisten Pflanzen kamen von selbst. Das Wort Unkraut kennt er nicht. Ein Freund in Auroville brachte ein Stück Land, das im 20ten Jahrhundert so weit runtergewirtschaftet wurde, dass es nur noch eine Steinwüste war, innerhalb von 5 Jahren in den Zustand eines Esswaldes. Sehr viel Arbeit sei das, aber lohnend und nachhaltig.

Über ein Essenskistenprinzip können Farmer so wesentlich besser leben, der Gemeinschaft und der Natur geht es so auch besser.

Lernen

Eine Gruppe von Studierenden aus Pondicherry war an diesem Tag mit ihrem Dozenten da. Sie wollten Textbuchwissen haben. ‚Nutzt euren Campus, um Gemüse für die Kantine anzubauen, ermutigt eure Studenten nicht bei den Fastfoodketten direkt vor dem Campus zu essen, fragt eure Großmütter. Das Wissen ist da, ihr müsst es nur nutzen‘, war seine Antwort. Ansonsten gäbe er natürlich gerne verschiedene Workshops zum praktischen Vorgehen.

Die alte Frau, die hier auf dem Land geboren wurde und im Hintergrund auf dem Boden saß, verstand kein Englisch, sie weiß, was zu tun ist.

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