Springende Fische

Als Teenager bzw. Schüler habe ich angefangen zu meditieren, ich erinnere mich noch vage an meine ersten Meditationen aus der Zeit. Kraft und Ruhe, Konzentration – meist nachts. Es waren ganz besondere Momente. Ich tat das nicht oft. Als Student habe ich weiter sehr unregelmäßig meditiert. An einige dieser vorwiegend 1–2-stündigen Meditationen erinnere ich mich, als ob es gerade eben gewesen wäre.

Mir fehlten immer die Worte (wenn ich mich gezwungen habe es zu benennen, sagte ich widerstrebend transzendental), ich hatte auch niemanden, mit dem ich darüber hätte sprechen können. Mein Umfeld signalisierte mir rasch, dass sie das komisch finden und so habe ich mich nur einmal darüber ausgetauscht, ein Mitbewohner meditierte mit mir gemeinsam, das war gut. Manchmal traf ich auf Menschen, die mir von ‚Übungen‘ erzählten, von ‚Methoden‘, das klang oft leer, technisch, ohne echte Erfahrung, diese Gespräche habe ich dann wiederum vermieden. Und so habe ich letztlich nie wirklich über Meditation gesprochen.

Hier in Auroville ist das anders. Meditation ist hier normal. Es wird nicht viel drüber gesprochen, aber es gibt ein gemeinsames Verständnis, dass das gut ist. Wenn man erzählt, dass man gerade aus einer guten Meditation kommt, wird man mit einem Lächeln empfangen. Mir gefällt, dass viele die Meditation in Aurobindo, und in den Veden also der Wurzel des Hinduismus und Buddhismus, verorten.

Vergangene Woche kam eine Frau in das Center Guesthaus, die wie aus einer anderen Welt zu kommen schien. Sie hatte eine unglaublich starke Ausstrahlung. Und obgleich ich eigentlich recht schüchtern bin, habe ich mich sehr frech an ihren Tisch gesetzt. Das Licht in ihr zog mich an – Namaste. Die nächsten Tage sprachen wir öfters.

Sie war sehr präsent, sprach fast ein wenig selig von ihrem spirituellen Weg der letzten 10 Jahre und den Zweifeln, von Meditation, ihren Seminaren, ihrer Kunst. Das war so leicht und authentisch, aufrichtig und strahlend, dass ich mich dieser Magie nicht entziehen konnte. Nach einigen Tagen erzählte sie, dass sie gerade aus einem einmonatigen Seminar gekommen sei, das im wesentliche aus Schweigen und Mediation bestand. Kein Wunder, dass sie diese Ausstrahlung hatte, obgleich ich mir sicher bin, dass sie die auch vorher hatte und haben wird. Aber es war so konzentriert…

Eine Begegnung, die einen Wachstumsimpuls gab

Ich zwang mich Distanz zu halten und reagierte dennoch auf sie, sie merkte das und freute sich. Ich reagierte mit aktiven Träumen, mit eigenen Meditationen, und dem Impuls allein schwimmen zu gehen. Der Strand war wundervoll, das Wasser ruhig. Ich wollte die Elemente spüren. Ich schwamm raus ins Meer, und war plötzlich von hunderten kleine springenden Fischen umgarnt, die mir auf den Kopf, in die Augen, in den Mund und auf die Nase sprangen. Ich lachte herzhaft – minutenlang, ich hatte das Gefühl, mit dem Kosmos zu lachen. Es war eine zutiefst spirituelle Erfahrung. Zurück am Strand fiel mir ein Fisch aus den Haaren, ich brachte ihn dankbar zurück ins Wasser. Ich erzählte ihr danach kurz davon, sie lächelte und sagt: „Du hattest also eine Erfahrung reiner Präsenz, nice…“

Zwei Tage später habe ich in einer Meditation gesehen, warum ich in Auroville bin. Ich sehe anders, denke anders, bin intuitiver. Sehr vieles fühlt sich so richtig an – wann ich mir erlaube, die lokalen und globalen politischen Konflikte auf meine Handlungsspielräume zu reduzieren.

Sie sagte, sie sei aus dem einmonatigen Seminar gekommen, um das Licht zu teilen. Das ist natürlich Quatsch, oder?

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