Auroville

Schlafforschung

Neulich habe ich einen Podcast zum Thema Traum gehört und mich mal wieder sehr gewundert. Der Leiter des Schlaflabors in Mannheim, sagt, jeder könne trainieren, Träume zu erinnern. Ich jedenfalls kann das, das stimmt also. Was mich aber doch sehr verwundert, ist die Reduktion des Traums auf das Unterbewusstsein. Träume würden sich nur stärkerer Bilder bedienen, um uns darauf aufmerksam zu machen, an etwas zu arbeiten, das wir im Wachbewusstsein vernachlässigen. Schade und traurig, und bezeichnend zugleich, wie armselig diese Vorstellung ist.

Ich denke da heute wieder drüber nach, weil ich mal wieder in den Upanischaden gelesen habe. Die kurze Mandukya-Upanischad spricht von vier Bewusstseinszuständen: Vaishvanara (die nach außen gewendeten Sinne), Taijasa (die nach innen gewendeten Sinne im Sinne einer Kontemplation oder Tagtraum bzw. Traum) Prajna (Tiefschlaf d.h. unbewusste Einheit) und Turiya (der überbewusste Zustand, unendlicher Friede, grenzenlose Liebe). Mich hat das so beeindruckt, dass ich zunächst den ganzen Tag schlafen musste.

Schlafen

Den Menschen, mit denen ich liebevoll Nächte verbracht habe, habe ich oft erzählt, dass Schlafen für mich Bewusstseinsforschung ist. Ich glaube, niemand hat mich da richtig ernst genommen. Und ich mich selbst auch nicht so, wie ich das hätte tun sollen. Ich musste da immer an Marcel Proust’s ‚Suche nach der verlorenen Zeit‘ denken. Das erste Kapitel in Swann’s Welt beschreibt das Aufwachen und das bewusste Verweilen in dieser Zwischenwelt des Aufwachens. Diese Welt ist ein ganz besonderer Ort für Proust, und das hat mich seit dem nicht mehr losgelassen. Mehr als die ersten 4–5 Seiten habe ich dann auch nicht gelesen, denn hier schien mir alles gesagt. Die zweite Hälfte meines Studiums habe ich dann der Philosophie des Bewusstseins gewidmet. Im Schlaf habe ich dabei vieles erst verstanden.

In den Upanischaden ist der Schlaf ein bedeutungsvoller Zugang zur Welt, zum Selbst der Welt, in dem wir nicht getrennt sind. Unsterblichkeit ist der Zustand von tiefer Meditation. Die Träume zu beherrschen, bringt uns dem Selbst, dem Brahman näher. Gleichzeitig lese ich nun doch Satprem, ich finde ihn etwas suspekt, aber seine Beschreibung dessen, was in den verschiedenen Stadien der Meditation und Bewusstseinsformen passiert, spricht mir aus dem Herzen. Für Satprem und Sri Aurobindo ist der Kern der Meditation, den Geist zur Ruhe zu bringen. Erst wenn er ruhig ist und sich nicht mehr gegen Brahman sträubt, ist es möglich, die ordnende Kraft des Bewusstseins zuzulassen. Das Denken stört dabei nur. Dies geschieht auch im Schlaf und im Traum.

Ich sehr hier einen Gegenentwurf zu den Schlaflaboren, die versuchen den Traum für die Wertschöpfungseffizienzmaschine zu instrumentalisieren. Der Traum gibt uns vielmehr Zugang zum Bewusstsein, das unser kleines Pflichtbewusstsein bei weiten übersteigt.

Schlafen ist wundervoll, er eint uns mit dem Selbst. Er ist eine hohe Form der Erkenntnis.

Happy Diwali

Diwali

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