Karl Marx, Charles Darwin und die indische Renaissance: Einfluss auf das Weltbild des 20. Jahrhunderts

Karl Marx sagte, dass die Materie das Bewusstsein bestimmt, d. h. die materiellen Bedingungen der Existenz bestimmen, wer wir sind, wie wir sind, was wir sind. Bis hin zu der Plattitüde, dass du bist, was du isst. Diese materielle Basis folgt den Regeln der Ökonomie. Solange die Ökonomie auf Kapital beruht, wird durch seine Akkumulation ein Überbau erzeugt, der ideologisch die Basis dominiert.

Marx wohnte von 1849 bis 1883 in Soho London. Ebenfalls in London, oder besser etwas außerhalb von London ca. 20 Kilometer entfernt, wohnte fast zur gleichen Zeit Charles Darwin von 1842 bis 1882. Darwin dachte weniger ökonomisch, oder philosophisch, er dachte eher biologisch und schlug eine Evolutionstheorie vor. Variationen in der Fortpflanzung (den Begriff der DNA gab es noch nicht) sind dem Konkurrenzkampf der Natur ausgesetzt und die, die einen Überlebensvorteil bilden, setzten sich durch. Er nannte das natürlich Auslese.

Diese beiden Denker haben im 20. Jahrhundert maßgeblich das Weltbild der kapitalistisch-westlichen und dem kommunistischen Ostblock geprägt. Ihre Ideen wurden im Zentrum des britischen Empire geboren, das seine Macht und Reichtum der Ausbeutung Indiens verdankt. Dort, also in Indien, wurde seit Jahrhunderten die Weisheit der indischen Philosophie vor allem von dem Briten unterdrückt (die Franzosen und Portugiesen waren da wohl ein wenig toleranter)

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Während Marx und Darwin also wahrscheinlich Darjeeling aus Indien tranken, entstand dort also vornehmlich in Bengali die ‚Indische Renaissance‘. Eine Bewegung, die sich von den kolonialen Fesseln zu befreien versuchte und das eigene Gedankengut Indiens wiederbeleben wollte. Hier wurde die Weisheit der Rishis, die Spiritualität der Vedas wieder Teil der modernen Diskussionen. Das, was die Briten sehr ignorant als Hinduismus bezeichneten, reduzierte die Komplexität der indischen Philosophie, Kultur und Spiritualität auf eine geografische ‚Religion‘.

Bevor Darwin 1882 und Marx 1883 in London starben, kam ein kleiner 7 Jahre alter Junge namens Sri Aurobindo aus Bengali 1879 gut 80 Kilometer nördlich von London in Cambridge an. Arthur Schopenhauer, der Trost in den Upanischaden fand, war 1860 in Frankfurt gestorben, Friedrich Nietzsche musste im Jahr von Aurobindo’s Ankunft in England seine Professur aus gesundheitlichen Gründen in Basel aufgeben und verfiel 10 Jahre später dem Wahnsinn. Sigmund Freud studierte Medizin, Carl Jung war im Kindergartenalter und Albert Einstein wurde in dem Jahr geboren. In den USA hatte Charles S. Peirce gerade „How to make our ideas clear“ veröffentlicht. Pierce schreibt dort:

It is terrible to see how a single unclear idea, a single formula without meaning, lurking in a young man’s head, will sometimes act like an obstruction of inert matter in an artery, hindering the nutrition of the brain, and condemning its victim to pine away in the fullness of his intellectual vigor and in the midst of intellectual plenty.

Und schließlich veröffentlichte Gottlob Frege 1879 sein erstes Buch „Begriffsschrift, eine der arithmetischen nachgebildete Formelsprache des reinen Denkens“ in Jena. Pierce und Frege legten die Grundsteine für die analytische Sprachphilosophie. Ob sie aber wirklich dazu beigetragen haben, Ideen klarzumachen, darf bezweifelt werden. Denn auch hier ist ein reduktionistischer Ansatz vorhanden. Es wäre einzuwenden, dass Bewusstsein zwar ganz deutlich von Sprache profitiert, jedoch nicht auf sie reduzierbar ist.

1893, in dem Jahr als Mahatma Gandhi für 21 Jahre als Anwalt nach Südafrika ging, kehrte Aurobindo im Alter von 21 Jahren zurück nach Indien und unterrichtete in Baroda. Seine Philosophie, sein Yoga wird die Antithese zur materialistisch-reduktionistischen Philosophie des Westens.

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