Elemente – Feuer

Ich erinnere mich, dass ich seit meiner Kindheit immer ins Kaminfeuer gestarrt habe. Viele tun das, denke ich. Feuer hat etwas Faszinierendes. In den Veden ist Agni der Gott des Feuers, eines der 5 Element neben Wasser, Luft, Erde und Ether. Bei den Griechen gibt es diese Elemente ebenfalls. Ich habe das sehr lange nicht verstanden und fand das ‚unwissenschaftlich‘. Ich dachte die Elemente von der Physik und Chemie her und da macht das nur begrenzt Sinn.

Mythologie

Innerhalb der Mythologie und der spirituellen Erkenntnis aber ist das eigentlich vollkommen plausible. In den Upanischaden werden verschiedene Seinsstufen des Bewusstseins unterschieden. Das allgemeine, ewige Bewusstsein, d.h. Bewusstsein an sich, formlos, allumfassend, unbestimmt – das Brahman. Dann gibt es die einzelnen Kräfte, Energie, den Willen, Liebe, Wissen etc.. diese sind als Seinsformen gedacht, als Götter, als ein Götterhimmel. Aus ihnen tritt Atman, das einzelne Selbst, heraus. Es wohnt in uns.

Das klingt sehr befremdlich, alt, verklärt, unwissenschaftlich… aber eigentlich ist das doch phänomenal gar nicht abzustreiten. Wir haben einen Willen, wir lieben und hassen, wir wissen und lassen uns täuschen…. Wissenschaftlich erklären können wir das nicht. Wir versuchen das über funktionale Modelle (z.B. Darwinismus) oder reduktionistische Modelle (Neurowissenschaften), bzw. systematisch beobachtend (Sozialwissenschaften). Diese Modelle versuchen aber letztlich das, was uns ausmacht, auf eine materielle, systemisch bzw. strukturelle Ebene zu reduzieren. Unsere Annahme ist: wenn wir es wegerklärt haben, haben wir das ‚Problem‘ gelöst. Was ist das für eine komische Vorstellung?

Es gibt aber eigentlich keinen Streit über die Existenz dieser Phänomene. Nur statt sie als Computermodelle zu visualisieren, gaben die Rishi, die Seher der Veden ihnen Götternamen. Sie sahen ihre Existenz und akzeptierten und benannten sie.

Visualisierung

Bleiben wir also vielleicht einen Moment bei den Bildern der Rishi.

Die reine Existenz drückt sich aus, um sich selbst zu erkennen – durch einen Akt der Kreation. Wir nennen das in der Wissenschaft den Urknall. In der Kosmologie machen wir gute Fortschritte, die Ausformung von Materie, Galaxien, Planeten etc. zu beschreiben und da wird sicherlich noch viel passieren. Die Computeranimationen sind inspirierend, die Weltraumbilder, die auf komplizierten Algorithmen beruhen, atemberaubend. Die Narrative über Quarks und Elektronen, Gravitationskräfte, Strings, Raumzeit, Krümmung der Zeit sind faszinierend, und für nicht-Physiker eigentlich nicht zu verstehen. Wir akzeptieren die Zwischenstände der wissenschaftlichen Diskussionen als Wahrheiten, die populärwissenschaftlich aufgearbeitet auf Youtube-kanälen Begeisterung finden. Einstein, Hawkins u. a. sind unsere Rishi. Die Experten haben etwas verstanden, das wir nicht nachvollziehen und nicht überprüfen können. Nur die Peers, die wissenschaftliche Kollegen, bzw. die Gemeinschaft der Rishi kann wirklich beurteilen, ob das nun Unsinn ist oder echtes Wissen.

Vor 4000 Jahren waren die Bilder Götter. Diese Denkbilder der Gottheiten sind unserer Erfahrung aber viel näher als die abstrakten technischen Bilder. Sie beschreiben unsere Lebenswelt präziser, ihre Einsicht ist tiefer, weil sie aus der Erfahrung schöpft. Die Veden akzeptieren Bewusstsein, sie verstehen, dass Bewusstsein vereinzelt in einer menschlichen Existenz keinen Sinn ergibt. In den monotheistischen Traditionräumen liegt hier das Kernproblem. Wie soll die Unsterblichkeit der Seele erklärt werden?

In den Veden ist jedes Bewusstsein Teil des einen. Eigentlich gar nicht so kompliziert, nur unglaublich schwer zu verstehen, weil es voraussetzt, dass wir uns selbst nicht so wichtig nehmen, uns als Teil eines Ganzen verstehen und so handeln. Die Unsterblichkeit liegt in der Einsicht, sich selbst nicht als Zentrum verstehen. Der Weg dahin ist die Meditation.

Erfahrung

Für mich ist es wichtig, auf der Ebene der Erfahrung zu bleiben. Das schränkt die Wissenschaft nicht ein, im Gegenteil, es gibt ihr neues Material. Mir ging es ja um das Feuer, die Energie, die Sonne und die Kraft, die alles bewegt. Jene Energie, die vernichtet und zugleich darüber hinaus alles transformiert und bewegt. Eine Energie, die sich aus dem Opfer (Sacrifice) speist, denn Holz z.B. verbrennt im Feuer, erzeugt Energie und hinterlässt Asche. Die Asche wird in den Tempeln in Indien auf die Stirn geschmiert, über das dritte Auge, den Sitz der Erkenntnis.

Wenn ich vor einem Feuer sitze, sehe ich diese Energie, ich spüre sie in meinem Gesicht, auf meiner Stirn. Ein Holzfeuer ist in seiner Helligkeit so, dass es mich nicht blendet, aber in seinen Bann zieht. Es ist Gefahr und Zeichen, Energie, Kraft und Zerstörung. Ich sehe im Feuer die Urkraft des Universums, das Abbild der Sonne, das Sinnbild der Reinheit und Klarheit.

Om Namah Shivaya

 

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