Tempel Kühe

Tempelbau

Ich habe neulich einen jungen Inder hier kennengelernt. Er kommt aus Delhi und für ihn ist Südindien auch eine fremde Welt, wenn auch nicht so fremd wie für mich. Er spricht kein Tamil und ist in seiner Spiritualität auch etwas abgeklärter oder aufgeklärter, wie man vielleicht sagen würde. Ich traf ihn auf der Straße wieder und wir sind zu der Nachmittagsschule Thamarai am Rand von Auroville gefahren, die ein Nachmittagsprogramm in einem Dorf anbietet, das viele soziale Spannungen in sich trägt. Das war spannend, ich werde versuchen das zu unterstützen.

Danach fragte er mich, ob ich den Tempel sehen möchte, von dem er mir erzählt hätte. Er hilft ihn zu bauen und der Priester sei ein Wahrsager. Es war um die Ecke, auf dem Stück Land, das die Familie gekauft und gerade an dem Tag – nach 14 Jahren – offiziell die Dokumente vom lokalen Gericht bekommen hatte. Seit 14 Jahren baut die Familie einen Tempel. Offizielle Unterstützung oder Spendengelder wollen sie nicht, selbst haben sie fast gar nichts. Die Lebensbedingungen sind bitter arm, ein Unterstand dient als Wohnraum, der wird mit den Tieren geteilt, Türen und Fenster gibt es nicht, ein Gaskocher und Kühlschrankschrank zeugen von der Moderne.

Das Land

Auf diesem Stück Land in Alankuppam leben ca. 15 Kühe, die sie selbst aufgezogen haben, ausgehen von zwei Kühen, die ihr Land besucht haben und mit der Hilfe der Familie sich prächtig vermehren, dazu 9 Hunde, 40 Papageien, die in einem großen begehbaren Verschlag nur dazu da sind, Besuchern Gelegenheit zu geben mit den Vögeln zu interagieren – dazu Gänse, Truthähne, Hühner. Zur Feier des Tages wurde uns frische gekochte Kuhmilch angeboten, die von einer Kuh stammt, die gerade vor 5 Tagen ein Kalb geboren hatte. Diese Milch, so sagten sie, sei etwas ganz Besonderes.

Das Zentrum des Tempels ist fertig, der Affengott ist aber noch nicht eingezogen, er lebt darüber hinaus in einem winzigen Verschlag daneben. Wir empfingen die Segnung dort. Der Tropfen Wasser, den ich trinken sollte, kam mir sehr suspekt vor, ich habe ihn aber gut vertragen. Auf dem Gelände liegen acht Säulen, die aus einem sehr reinen weißen Stein, mit einer gleichmäßigen Verteilung kleiner schwarzer Punkte in der Größe von Samenkörnern durchzogen ist. Da es keine Wellenmuster oder Ähnliches gibt, gilt dieser Stein als besonders rein und kraftvoll. 700 Kilometer sind sie gefahren, um den Stein zu holen. Nun muss noch ein Bildhauer aus Mahabalipuram kommen und die Figuren meißeln. Die 7 Chakras werden am Fuße von sieben Säulen sein, darüber Figuren aus der Mythologie.

Der Tempel soll 2000 Jahre stehen, nicht so wie die vielen schnell gebauten Tempel aus Beton und Gips.

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