OM Chor

Heute war ich in einer Chorstunde. Was da passiert ist, war eine sehr intensive gemeinsame Erfahrung. Ich versuche das mal so sachlich wie möglich zu beschreiben. Wir (ca. 60 Teilnehmende) haben mit Atemübungen angefangen, die Stimmbänder ‚aufgewärmt‘, vierstimmige Akkorde angestimmt und die Tonhöhe skaliert. Der Chorleiter hat uns darauf hingewiesen, dass wir nicht zufällig hier seien. In Auroville seien wir, weil uns etwas hierhin gezogen hat. Ich denke die meisten im Raum haben verstanden, was er meinte, für andere mag das etwas schwer nachvollziehbar sein. Es ist ein bisschen so wie wenn wir an etwas Gefallen finden, das anderen nicht gefällt. Viele können das gar nicht nachvollziehen, einige begegnen dem mit Toleranz und nur ganz wenige können sich so in den anderen reinversetzen, dass das andere Gefallen nachvollziehbar wird. Doch eigentlich ist es nur dann verständlich, wenn wir das Gefallen teilen.

Es gab also einen gewissen Konsens: Wir alle sind irgendwie nach Auroville gekommen, weil wir eben hier sein wollen. Viele teilen eine spirituelle Offenheit.

OM

Der Chorleiter also erinnerte uns daran. Nachdem wir nun die Stimme aufgewärmt haben, das Zwerchfell und den Bauchmuskel entdeckt und die Grundprinzipien der Atemtechnik ausprobiert haben, und uns daran erinnert haben, warum wir da sind, begann der eigentliche Teil. OM im Chor singen, dreimal sitzend und einmal stehend. Die Anleitung? Das eigene Ich draußen lassen, sich nicht peinlich berührt fühlen, eine kurze Zeit gemeinsam in Stille sitzen (ca. 1 Minute) und darauf warten, dass jemand mit einem Ton anfängt. Was sich daraus entwickelt hat, war unbeschreiblich. Eine komplexe Harmonik, mit mikrotonalen Verschiebungen, die immer wieder polyfones Umkreisen von Harmoniezentren zuließ. Es war ein gemeinsames Singen, das zu EINER hochkomplexen Stimme verschmolz. Es war zutiefst meditativ, und gleichzeitig aktivierend.

Die spirituellen Obertöne dieses Singens sind der Gedanke, dass wir alle dasselbe sind und diese Einheit des Seins im Sinne der Upanischaden, im Brahman sich manifestiert. Weiter hoch die Obertonleiter der Spiritualität, das Erklingen einer Musik, die es vorher noch nicht gab, keine Komposition, keine individuelle oder kollektive Improvisation, sondern ein Klang, der die Teilnehmenden nur als Medium verwendet. Der Klang selbst, die Klangwellen, so noch weiter hoch die spirituelle Obertonleiter, ist eine Harmonie, die sich auch in Texten bei Sri Aurobindo fände. Spätesten hier fällt es mir dann auch schwer da noch nachzukommen. Aber wer weiß, vielleicht ist das ein Atman des Brahman, ein Avatar der hier spricht, das Supramental, das sich manifestiert. Wieso eigentlich nicht? Besser als die Vorstellung, dass das Geld die Welt regiert, ist das allemal 🙂

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