Zeit

Cézanne zeichnete und malte den Mont St. Victoire über 80 mal. Zwar aus verschiedenen Perspektive, jedoch im wesentlichen einfach den Berg. Dieser Berg ist schon sehr lange dort, er existiert in einer anderen Zeit. Die Fruchtfliege hat einen Tag zu leben, dann ist alles vorbei. Wir denken, wenn wir unseren Zeithorizont erweitern, in Generationen. Ein paar Hundert Jahre erscheint uns viel, vor 5000 Jahren fing unsere Kulturgeschichte an. Für einen Berg ist das quasi gestern. Was sehen wir, wenn wir dasselbe Objekt zu verschiedenen Tageszeiten, Jahreszeiten, in verschiedenen Stimmungen und aus verschiedenen Perspektiven sehen? Uns selbst, die Wahrnehmung eines Anderen? Doch niemals den Berg selbst in seinem Dasein.

Wir kennen den Moment, ein Leben, eine Epoche, wir denken über Paläontologie, geologische Zeit und kosmische Zeiten oder Chrononen nach. Wie setzen wir uns dazu in Beziehen? Wie kann unsere Vorstellungskraft diese Zeitschichten erreichen? Mehr noch, warum erforschen wir die Vergangenheit und imaginieren die Zukunft? Die Synthese meiner erlebten Vergangenheit und meiner erwarteten Zukunft prägt das jetzt. Nur in dieser Verschränkung von Zeit erleben wir uns als Individuum. Wenn wir uns aber auf den Augenblick konzentrieren – das reine Jetzt – und in einer Meditation unser Ich verlieren, überwinden wir es und sind nun ganz präsent.

Es ist diese kontemplative Erfahrung von Zeit, wenn wir die Sterne anschauen, oder den Wellen oder Grillen zuhören, die Erfahrung, dass unser Bewusstsein immer auch Teil von anderer Zeit als des Jetzt ist.

 

 

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