Als ich das erste Mal aus Indien wieder ’nach Hause‘ kam, schaute ich meine Bibliothek an und sah, dass mich fast nichts darin mehr interessierte. Was war passiert? Was steht in dieser Bibliothek und was nicht?
Meine Bibliothek ist die eines Philosophen und Kunsthistorikers, der in Europa und den USA gelehrt hat. Darin stehen viele Bücher, die sich mit Diskursen der Moderne und Postmoderne beschäftigen – theoretisch, historisch, analytisch, vergleichend… Vielfach geht es um das Thema der Repräsentation. Was wird wie zu welchem Zweck und welchem Kontext abgebildet?
In dieser Struktur der Repräsentation liegt aber ein fundamentales Missverständnis, ein Übel. Es ist, was Platon Lüge nennt. Den gemalten Apfel kann ich ja nicht essen. Das Stillleben dient der Reflexion. Das, was ich als Gegenstand der Reflexion nehme, ist jedoch ein Abbild, eine Repräsentation, steht für etwas anderes, das ‚wahrhaftiger‘ ist. Warum also, so frage ich mich, sich mit der Repräsentation beschäftigen?
Buddha
Diese Frage spitzte sich für mich zu bei der Lektüre von Sri Aurobindo, für ihn ist Kunst wesentlich Hingabe (Bhakti):
“Not only the face, the eyes, the pose but the whole body and every curve and every detail aid in the effect and seem to be concentrated into the essence of absolute adoration, submission, ecstasy, love tenderness which is the Indian ideal of bhakti. These are not figures of devotees. But of the very personality of devotion. […] Yet while the Indian mind is sized and penetrated to the very roots of its living and embodied ecstasy, it is quite possible that the Occidental, not trained in the same spiritual culture would miss entirely the meaning of the image and might only see a man praying.” (Sri Aurobindo on Indian Art)
Platons Höhlenmensch verließ das Kino als er/sie von der Philosoph:in befreit wurde. Sie dreht sich um und ging. Meine Bibliothek steht nun an einem Ort, an dem ich nicht mehr lebe.