Unser Gehirn ist nicht der Sitz unseres Geistes, sondern das Medium, mit dem wir das Geistige erreichen können. Als ich das zum ersten Mal vor vielen Jahren auf einer Konferenz für Medientheorie gehört habe, war ich erstaunt. Meinten die das wirklich ernst? Ist das verrückt oder genial? Es gibt dieses wunderschöne altmodische Wort des ‚Feinstofflichen‘. Unser Körper ist ein Medium, mit dem wir dies erreichen können.
Unsere Medientheorien haben in der Regel gemeinsam, dass sie technisch gedacht werden. Es gibt ein technisches Medium, mithilfe dessen Informationen zwischen verschiedenen Teilnehmern geteilt werden. Claude Shannon definierte die Medientheorie zum ersten Mal in dieser Art. Nun wird viel diskutiert, was ein Medium ist, was Information ist, wer sie sendet, warum und zu wem, mit welcher Absicht? Medien sind materielle, technische Objekte, die Information speichern können. Information kann natürlich auch ausgelesen werden, nur so macht sie Sinn für uns. Nur so werden Medien Teil von Gesellschaft.
Was ist eigentlich Information?
Ich habe Jahrelang nach einer brauchbaren Definition von Information gesucht. Was soll das sein? Eine Struktur, ein Prozess, eine Energie? Ist sie abstrakt, so wie die Mathematik? Die Zahl 2 gibt es ja auch nicht in der realen Welt, lediglich z.B. zwei Äpfel. Abstrakte Theorien beschreiben Realität mithilfe von Konzepten, die in der sogenannten Realität gar nicht vorkommen. Das macht mich stutzig. Und es macht mich noch stutziger, dass die meisten Menschen das nicht stutzig macht. Das sei Wissenschaft und Technik und das funktioniert. Zweifelsfrei, aber wie?
Was, wenn wir diesen technischen Medienbegriff mal beiseitelegen und uns stattdessen die feuchten Medien anschauen. Körper, Pflanzen, Tiere, (Viren und Pilze) sind feuchte Medien. Ihre DNA speichert zwar Informationen, ganz so wie die technischen Medien, doch würden wir wahrscheinlich sagen, dass die einzelnen Lebewesen nicht auf ihre DNA reduziert werden können. Sie sind mehr als das. Diese gespeicherte Information muss gewissermaßen erst aufblühen, bevor die feuchten Medien aktiviert werden. Erst wenn diese technische Information lebendig ist, kann sie mit der Welt interagieren und sie wahrnehmen. Und ja, wir versuchen derzeit mit künstlicher Intelligenz und autonomen interaktiven Systemen, eben dieses Prinzip nachzubauen.
Feuchte Medien
Viele feuchte Medien haben Bewusstsein und somit Zugang zu einem Teil von Realität, nur sie sind wirklich in der Lage Realität wahrzunehmen. Im Gegensatz dazu verarbeiten technische System Information in einer Simulation, die, wenn sie gut ist, der Realität entspricht. Feuchte Medien verstehen Kommunikation also nicht bloß als Informationsverarbeitung, sondern als echte Interaktion, sie sind Teil der Realität. Durch den Zugang zum Bewusstsein, zum Feinstofflichen (?), können die feuchten Medien den Zusammenhalt des Universums erkennen. Die Interaktion aller Element miteinander kann hier gedacht werden. Feuchte Medien können sich als Teil von Realität verstehen, weil sie eine Brückenfunktion haben zwischen dem Stofflichen und dem Feinstofflichen, zwischen Materie und Geist. Sie sind keine Simulation, sie sind nicht hyperreal. Sie sind real.
Feuchte Medien sind technischen Medien um vieles voraus. Viele haben Bewusstsein, einen Sinn von Kontext, sie sind antizipativ, emotional, holistisch, improvisieren, sind kreativ und verspielt. Feuchte Medien trainieren ihre Körper, reparieren sich selbst, sind adaptiv. Vor allem aber sind sie kommunikativ, kollektiv, sozial. Sie sind im Moment noch so viel komplexer als technische Medien.
Die Zukunft ist feucht.