Ich habe meine Nachtmeditation etwas früher abgebrochen, um in die schreibende Meditation zu wechseln. Mir schien plötzlich einiges klar. Die Notwendigkeit, den eigenen Körper auszurichten in der Meditation, die richtige Position zu finden, was für mich heißt, den Bewegungen, den Ver- und Entspannungen der Muskulatur, des Skeletts, der Wirbelsäule zu folgen. Dann den Atem zu beobachten, Ein- und Ausatmen, der Wendepunkt des Atems, das Innehalten, um sich selbst zu beobachten, wie die Gedanken anfangen sich zu lockern, aufmerksam ihnen folgen, um zu sehen, wo sie hinwandern. Eine Verbindung herstellen mit der Außenwelt und der Innenwelt. Wie weit schweifen die Gedanken? Wo bin ich da jetzt? Ist das real? Welcher Teil von Realität ist das? Die Welt der Mitmenschen, der Welt der Arbeit oder des Interesses, die zwischenmenschliche Welt, die Natur oder der Tagtraum, die Fantasie, Vision, die Welt der Angst und der verpassten Möglichkeiten, die Welt des Bedauerns und der Hoffnung, die Welt der Kunst und Philosophie, der Musik und Architektur. Dies sind ein paar meiner Welten, andere mögen in ganz andere Welten gehen, Lebenswelten, in denen ich mich nicht bewege, all jene Welten, die z. B. in Krimiserien ausgelotet werden.
Es gibt dann also eine Korrelation zwischen dem eigenen Körper in der Meditation und der Gedankenwelt, die in der Erinnerung schweift, und der Gedankenwelt, die relativ frei assoziiert und ungelenkt und unbewusst umherspringt. Dieses Zusammenspiel zu sehen und zu realisieren, dass es da eine Verbindung gibt, ist ein erster Schritt hinein in eine tiefere Meditation.
Dieser Prozess der inneren Ausrichtung dient der Positionierung des eigenen Selbst im größeren Kontext. Ich kann nun auf meine verschiedenen Existenzebenen meditieren: mein materieller Körper, mein lebendiger Körper, meine Gefühlswelt, meine Gedankenwelt, meine Welt des Intellekts und die Welt der Spiritualität. Ich kann auf meine einzelnen Sinne meditieren, die äußeren und inneren und wie sie zusammenspielen und welche Art von Erfahrungen sie hergebracht haben und wie ich diese Erfahrungen im Gedächtnis wieder abrufen kann. Ich kann darauf meditieren, wie diese Erfahrungen verbunden mit Wünschen und Ängsten, mit Erwartungen, Zielen und Konventionen, sie zu einem Plan entwickeln – ein LEBEN. Denn dieses Leben, das ich lebe, ist ja eingebunden in einen Kontext, den Kontext des eigenen Körpers, der eigenen Seele, der Lebenswelt und Umwelt.
Diese Ebene des Lebens ist reine Immanenz. Hier fließt alles zusammen, sie wird gespeist aus dem Bewusstsein, Bewusstsein ist ihr Urquell, es kann nichts anderes sein, nur hier ist Leben erfahrbar. Bewusstsein muss nun aber breit verstanden werden. Es ist nicht mein reaktives, unreflektiertes, gedankenloses Assoziieren und gefangen sein in Mustern, Zwängen, Gewohnheiten, Verlangen und Leiden, sondern es ist Bewusstsein als das, was allen meinen Erfahrungen zugrunde liegt, eine Erfahrung von Bewusstsein als Bewusstsein an sich. Ich habe Bewusstsein, das sich füllt mit Inhalten, ich kann mich konzentrieren und lenken, ausrichten und klären, ich kann mein Bewusstsein leeren und Neues einladen. Bewusstsein ist die Ebene meiner Existenz, wo diese meine Existenz, mein Leben, konstituiert wird. Bewusstsein an sich, wenn es sich individualisiert, ermöglicht Leben. Dies ist das Geheimnis der Seele, der Relation von Brahman, Purusha, Atman, Prakriti.
Um mich herum sprechen viele von einem psychic being und darüber, wie es sich verhält zum Göttlichen, zur Seele, zur eigenen Person und Identität. Mir selbst ist als ein philosophischer Begriff Aurobindos nicht ganz klar, ich entwickle aber eine Intuition in der Meditation, was es sein könnte. Es ist jenes Sein, das z. B. in der Meditation auf die eigenen Bedingungen reflektiert und sie individualisiert zusammenhält, das, was meinem Ich zugrunde liegt, das, was erkennt, dass die Erfahrungswelt der äußeren Sinne eine Illusion ist, das, was erkennt, dass ein universales Prinzip der Individuation in Form einer Seele oder Atman oder Purusha Bedingung meiner Existenz ist. Jenes Sein also, das durch die verschiedenen Seinsebenen gleitet, sich in den Welten des Yogas bewegt, Zeit und Raum transzendiert und die Schranken von Leben und Tod als durchlässig versteht. Dies scheint mir das psychic being zu sein.