Ereignishorizont

Schwarze Löcher geben uns Rätsel auf. Ich bin kein Kosmologe und beschäftige mich mit einem philosophischen Interesse populärwissenschaftlich mit schwarzen Löchern. Sie markieren eine Grenze unserer Vorstellungskraft. Die Gravitationskraft beeinflusst Raum und Zeit, sagt die Wissenschaft. Konzentriert auf einen Punkt verdichtet sie Materie auf ihre reine Substanz, quetscht Atomkerne und Elektronen zusammen zu einer Masse (Atome bestehen ja zum wesentlichen aus Leere). Diese Masse zieht mit ihrer unglaublichen Gravitationskraft alles an und biegt und verzerrt Raum und Zeit.

Das schwarze Loch umgibt eine Schwelle, ein Ereignishorizont. Wenn dieser überschritten ist, gibt es kein Zurück mehr, d.h. Licht wird nicht mehr reflektiert, sondern absorbiert. Wir sehen also nicht, was im Inneren passiert. Etwas Ähnliches scheint für die Zeit zu gelten und den Raum. Zwar können sich schwarze Löcher durch unsere Raumzeit bewegen, sie selbst sind jedoch quasi außerhalb von ihr – was nun wirklich unsere Vorstellungskraft übersteigt. Es scheint davon sehr viele in unserem Universum zu geben. Die meisten Galaxien scheinen ein super großes schwarzen Loch in ihrem Zentrum zu haben.

Grenzen der Vorstellungskraft

Die Physik der schwarzen Löcher wirft unzählige Rätsel und Paradoxien auf. Vor allem aber zeigen sie eine Grenze auf. Unser Denken ist linear geprägt, d.h. unser Zeitempfinden ist im Jetzt, das sich über einen Moment erstreckt. Es steht innerhalb einer zeitlichen Abfolge, nämlich einer Vergangenheit, die ihm vorausging und einer Zukunft, die antizipiert ist und eintreten wird. Ähnliches gilt für den Raum: Unsere Vorstellung sagt, dass wir uns innerhalb des (3-dimensionalen) Raums prinzipiell unendlich weit in alle Richtungen bewegen können.

Diese Annahmen sind falsch. Sie werden von schwarzen Löchern annulliert. Für Kant waren Raum und Zeit daher Kategorien a Priori. D.h. sie bestimmen unsere Wahrnehmung und sind nicht selbst Gegenstand unserer Wahrnehmung, über ihr wirkliche Beschaffenheit können wir nichts aussagen. Wir bewegen uns in Raum und Zeit, nehmen sie selbst aber nicht wahr. Raum und Zeit prägen unser Denken, wir können sie innerhalb unseres Denkens nicht überwinden. Das macht es schwer, über schwarze Löcher nachzudenken.

Schwarze Löcher sind nun aber mal da, und fallen für unser Denken in die ontologische Schublade mit Dingen, die wir nicht verstehen. Andere Dinge in dieser Schublade sind der Tod, Bewusstsein, Spiritualität. Schwarze Löcher ähneln dieses Dingen, da sie Grenzen unserer Vorstellungskraft markieren. Sie unterscheiden sich jedoch auch wesentlich. Schwarze Löcher kennen wir nur durch die Wissenschaft, außerhalb von Wissenschaft haben wir keinen Zugang zu ihnen. Tod, Bewusstsein und Spiritualität kennen wir nur aus unserer Erfahrung, die Wissenschaft hat zu ihren wesentlichen Qualitäten wenig Zugang. Die Aussagen der Wissenschaft über Tod, Bewusstsein und Spiritualität sind unbefriedigend und reduktionistisch.

Vielleicht markieren alle 4, d.h. schwarze Löcher, Tod, Bewusstsein und Spiritualität in unterschiedlicher Weise Ereignishorizonte.

Spekulation über andere Dimensionen

Ich möchte ein wenig spekulieren. Wenn schwarze Löcher nicht Teil unsere Raumzeit sind, aber zugleich in ihr vorkommen, so sind sie vielleicht Teil einer anderen Dimension. Vielleicht gibt es in einer anderen Dimension eine Anordnung von schwarzen Löchern, die dort Ereignischarakter haben. Vielleicht ist unsere Raumzeit nur eine Eigenschaft einer anderen Dimension.

In der Quantenmechanik ‚weiß‘ jedes Atom von den anderen Atomen im Universum. Die sogenannte Wechselwirkung beschreibt das Phänomen. Ändere ich an einer Stelle etwas im Universum, ist die Konstellation des Universums insgesamt verändert. D.h. am anderen Ende des Universums ist die Information, dass sich etwas geändert hat, präsent, sonst würden die Gesetze der Physik außer Kraft gesetzt. Diese komplexe Informationsdichte wird von schwarzen Löchern ebenfalls annulliert. Was innerhalb eines schwarzen Lochs passiert, hat keine Wechselwirkung mit unserer Raumzeit. Nur die Gravitationskraft des schwarzen Lochs selbst hat einen Effekt. Auch hier kommen wir wieder schnell an die Grenzen unserer Vorstellungskraft. Schwarze Löcher scheinen auch Informationslöcher zu sein.

Wenn unsere Welt aber nicht primär physisch, sondern spirituell ist, wie passen dann schwarze Löcher im Universum da rein? Bilden schwarze Löcher dann auch spirituelle Löcher?

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