Vor einiger Zeit sprach mit einer Freundin darüber, dass ich von vielen Ideen Abschied nehme. Ich erzählte ihr, dass ich – ganz unwissenschaftlich – meine Erinnerungen besuche und darüber nachdenke, warum ich bestimmte Ideen nicht mehr interessant finde, dass dies oft Ideen sind, mit denen ich mich in meinem Studium auseinandergesetzt habe. Große Ideen! Von Kant und Hegel etc… Sie war ganz angetan, von meiner Erzählung und fragte, ob ich dies aufschreibe. Ich sagte: Warum? Ich nehme ja Abschied. Sie war enttäuscht. Wollte Sie nachprüfen, ob ich recht habe diese Ideen hinter mir zu lassen? Wollte Sie, dass ich mich mitteile, sodass andere folgen könnten, oder wollte Sie einfach nur, dass ich zum Schriftstellerkollegen werde? SIE riet mir zu einem Blog.
Die Idee, von der ich Abschied nahm, als ich davon erzählte, war keine kleine Idee. Es war Kants Idee des transzendentalen Ego. Die Vorstellung, dass es ein Ich geben muss, das all meine Gedanken begleiten können muss. Dieses Ich macht diese Gedanken nicht nur mir selbst bewusst, sondern integriert sie auch in einer Identität. Zugleich ist dieses Ich jedoch nicht bloß Teil meiner bewussten Erfahrungswelt, dann wäre es ja flüchtig, würde im Schlaf verloren gehen. Mir wurde auf einer langen Zugfahrt nach Frankreich klar, dass es soetws ähnliches geben muss. Ein Ankerpunkt, gewissermaßen. Von hier zu Hegel und der Phänomenologie des Geistes. Jedoch merkte ich, dass der Idealismus mich nicht mehr interessierte. Besonders der deutsche. Das Bewusstsein ist in Deutschland ein romantisches, und gefährliches. Es ist subjektiv.
Darum lese ich nun Bücher aus Indien. Ich finde Friedhöfe faszinierend und suspekt. Merkwürdige Ankerplätze.