Ich habe mich immer gegen das Wort Mediation gewehrt. Vieles daran war mir suspekt. Ich habe aber zugleich seit jeher meine Formen der Meditation praktiziert, ohne diese so genannt zu haben, oder ohne sie gelernt zu haben.
Für mich gehören in den Bereich der Mediation: a.) die Kontemplation, d.h. das Versinken in einen Gedanken und das gezielte Nachspüren von Gedankenimpulsen zu einem Thema, ein Umkreisen bis das mentale Bild klarer wird und vor dem inneren Auge erscheint. b.) auf den eigenen Atem zu achten, dabei wird der eigene Körper bewusst. D.h. durch das bewusste ein und ausatmen richtet sich auch der Körper auf, die Wirbelsäule wird entlastet und die eigene physische Existenz bewusst. Mit diesem Existenzbewusstsein lassen sich dann neue Bewusstseinsebenen erschließen. c.) in der transzendentalen Meditation verbindet sich das Selbst mit dem allgemeinen Bewusstsein und kann nun nahezu beliebige Formen annehmen. Spannend ist in dem Zusammenhang der Begriff des Werdens. Das Selbst kann nun ganz in Einem anderem aufgehen. Z.B. kann sich das Selbst öffnen oder es kann sich gedanklich in einen anderen Raum oder eine andere Zeit versetzen. Die Gedanken sind frei. Dies sind Meditationsformen, die ich in der Regel eine halbe Stunden praktiziere.
Bei längeren Meditationen im Lotossitz von bis zu 1,5 Stunden passieren dann nochmal ganz andere Dinge. Das hat auch etwas mit dem Schmerz zu tun, den die Sitzhaltung mit sich bringt. Ich sitze quasi durch den Schmerz hindurch. Das führt zu einer Art Trance. Diese Grenzerfahrung überschreitet die Trennung von Selbst und Welt, in ihr finde ich eine Realität, wo alles im Einklang ist.
Indien
In Indien habe ich das Gefühl, dies aufschreiben zu können, ohne wie ein Träumer zu klingen. Es fühlt sich natürlich an, dies zu tun und auch darüber zu sprechen. Vielleicht hat meine Sehnsucht hat Indien auch damit etwas zu tun. Ich habe das Gefühlt hier meinem Bewusstsein Raum geben zu können, ohne mich rechtfertigen zu müssen. Diese Erfahrungen dürfen einfach sein und müssen sich nicht dem Reduktionszwang einer materialistischen Philosophie gegenüber beweisen. Vielmehr erlaubt mir das Sein hier das Bewusstsein überhaupt erst zu erkunden und von diesen Erfahrungen aus die Zwänge der Dreifaltigkeit, des Kapitals und der Neurobiologie überhaupt erst als solche zu verstehen.
Ich bin keine Maschine und möchte auch nicht als solche verstanden werden.
Eine schöne Beschreibung dessen, was Meditation sein kann, findet sich in den Shvetashvatara Upanischaden 2. Kapitel. in: „Die Upanischaden. Eingeleitet und übersetzt von Eknath Easwaran“ ISBN-10: 3-442-21826-8 S.294f.