Wenn der rationale Geist durch die Welten des Wissens streift, die Bibliothek durchwühlt oder nach den kausalen Gesetzen des Universums sucht, ist das eine akribische Arbeit des Aufbaus von Wissenssystemen. Diese Systeme haben zunächst wenig mit der Erfahrungswelt oder gar der inneren Welt gemeinsam. Erst durch Kontemplation hält der Geist inne und betrachtet die systematisierte, abstrakte Repräsentation als ein Bild der Welt, als Weltbild. Es ist die Intuition, die dieses Bild in einer tieferen Realität verankert. Wann können wir sagen, dass wir etwas wirklich verstehen, jenseits des Rationalen? Wann ist der Punkt erreicht, an dem etwas Sinn macht?
Das Sinnstiften erfolgt durch Kontemplation und die Verankerung des Wissens durch Intuition in der tiefen Realität unseres Bewusstseins. Der Schmetterling, dessen Flugbahnen wir beschreiben und den wir einer Gattung zuordnen können, dessen Habitat wir untersuchen, sein Paarungsverhalten und seine Nahrungssuche, all das können wir durch das rationale Wissen erforschen. Doch die Kontemplation der Schönheit, die Eleganz des verträumten Flugs, das sanfte Landen auf einer Blüte – all das bietet sich der kontemplativen Anschauung an. Und wenn wir dann nach dem tieferen Sinn dieser Realität fragen, nach dem Sinn des Lebens an sich, ist es die Intuition, die uns hilft, diese Brücke zu schlagen.
Die Intuition, die von Henri Bergson wieder ins Zentrum der Philosophie gestellt wurde, ist zugleich ein Schlüssel für Meditation. Die Schau der Intuition, die nicht den strengen Regeln der Wissenschaft folgt und mit Leichtigkeit in den Kern unseres Wesens eindringt, lässt ein Weltbild erst sinnhaft werden.
Das Schöne an der Intuition ist, dass sie in Relation zur äußeren Welt recht ungebunden ist. Sie ist frei und nicht schüchtern, sich auf Gedanken einzulassen, die nicht rational sind. Deshalb wird sie von den Aufklärern verurteilt, die sie missverstehen und befürchten, dass sie zu wilder Spekulation verleitet. Wenn angetrieben von Fanatismus, wird sie zerstörerisch und lässt sich von Macht blenden.