Seit sehr vielen Jahren weiß ich, dass ich ‚Yoga‘ praktizieren möchte, habe es aber nie getan. Ähnlich wie bei der Meditation, fühlte ich mich nicht reif dafür, bzw. war abgeschreckt von westlichen esoterischen Formen, die sowohl Meditation als auch Yoga letztlich als eine Selbstoptimierung begreifen.
Meditation und Yoga sind philosophische, spirituelle und letztlich transzendierende Praktiken, das eigene Selbst zu überwinden, sich einem größeren Bewusstsein zu öffnen. Dies alles erscheint jetzt so klar. Mein ‚Studium‘ der indischen Philosophie nimmt langsam Form an, und ich merke, dass meine Tage immer kürzer werden. Ich fange an, ein wenig Sanskrit zu lernen. Das Lesen der Upanischaden und der Veden auf Deutsch und Englisch in den Übersetzungen von Sri Aurobindo zeigt mir auf, wie verblendet, ignorant und kurzsichtig all die Theorien des Abendlandes sind. Von Aurobindo gibt es in den ‚Notes on the Mahabharata‘ (Sri Aurobindo Vol 1 ‚Early Cultural Writings‘ p.277ff.) einen wundervoll scharfen Angriff auf die europäische Kultur, der absolut lesenswert ist. Es ist einer seiner frühen Texte, und die Enttäuschung und Wut auf die europäische Arroganz sind hier ganz ungefiltert zu spüren. Ein Lebensstil ohne Fleisch und Alkohol, frühes Aufstehen und gute, offene Gespräche mit tollen Menschen tragen dazu bei.
Yoga olistico
Jedenfalls bin ich gestern zu meiner ersten Yoga-Klasse gegangen, es war nicht gerade ein Anfängerkurs. Seit Wochen liebäugele ich aber schon damit, die Klasse zu besuchen. Es ist ein holistischer Ansatz, der pranayamas/ pranavyayamas/ mantras/ mudras/ asanas/ meditation einbringt. Umgeben war ich von Halbgöttern der Yogakunst, jedoch war alles so leicht und unbeschwert, niemand schien sich anstrengen zu müssen, obgleich es ganz offensichtlich war, dass die meisten seit sehr vielen Jahren Yoga praktizieren. Für mich war es natürlich fast unmöglich, zu folgen, doch die Kombination aus Atemübung, Mantras, Konzentration und Meditation, Körperwahrnehmung, Rhythmus ließ mich die Zeit und meine eigenen Grenzen fast vergessen. Ich habe mich, glaube ich, nie so angestrengt, ohne es zu merken.
Vielleicht inspirierte mich diese wundervolle Schlange, die mich mittags auf dem Weg zur Kantine begrüßte, Yoga in dieser Form zu praktizieren. Aber eigentlich ist ja das ganze Leben Yoga.