Ich sitze in einem Café in Frankreich. Um mich herum ein reges Geplapper. Heute Morgen war ich ‚im Internet‘. Wie unterschiedlich diese Erfahrungen sind. Nun lassen sich Birnen schlecht mit Äpfeln vergleichen und doch tun wir dies oft. Arbeiten im Büro und Homeoffice z.B. sind sich ähnlich, Gemeinschaft suchen auf sozialen Netzen oder im Café z.B. Lesen in der Bibliothek oder recherchieren im Internet. Das sind Äpfel und Birnen, ähnlich und doch kategorial verschieden. Im Internet sind wir letztlich jedoch alleine. Wir können virtuell interagieren, unser Bild, unsere Bewegung und unsere Stimme können mitgeteilt werden, physisch jedoch sind wir getrennt. Das wird auch das Metavers nicht grundsätzlich ändern, und hier stieß auch die Matrix an seine Grenzen.
Heute Morgen habe ich aber über Adrenalin nachgedacht. Wie unterschiedlich sich das ‚alleine‘ vor dem Bildschirm oder in einem Café anfühlt. In einem Raum mit Mitmenschen transformiert sich dieses Gefühl von Stress und Angst in Aufregung. Ich frage mich, ob sich aus dieser Beobachtung etwas ableiten lässt. Was heißt es einsam oder gemeinsam im virtuellen oder realen Raum zu sein?
‚A soul at work‘ ist der Titel eines Buches von Agamben. Wir sind dem Netz bloß anhängig, füttern es und die kommerzielle Wertschöpfung erfolgt bei den großen Techunternehmen und politischen Demagogen. Sind wir emotional und hormonal nicht noch in der Steinzeit? Können wir unsere Biochemie kognitiv wirklich ändern? Wie lässt von hier aus Foucaults Begriff der Biopolitik neu verstehen?
Zwar können wir unsere Gefühle auch durch Meditation leiten, transformieren und verstehen, aber diese Einsamkeit der Meditation ist getragen in einem größeren Bewusstsein, sie ist etwas anderes als das Ausgeliefertsein gegenüber eines Bildschirms. Eigentlich geht es doch bei der Medienkunst um diese grundsätzliche Erfahrung. Die ästhetische Erfahrung in den Kunsttempeln geben uns den sozialen Raum, innerhalb dessen wir uns auf die Potenziale und Irritationen des Digitalen, Virtuellen, des Telematischen, Kollektiven und Vereinzelten einlassen können.
It takes a village, die Gemeinschaft, die Interaktion mit Kindern, das Teilen eines sozialen Raums, diese sind Korrektive für unseren Hormonhaushalt.