Heute habe ich ein Zitat von Sri Aurobindo gehört. Er sagte sinngemäß, dass jeder von uns mehrere Ichs hat. Das war mir klar. Seit Jahrzehnten ist das meine Erfahrung, dass die unterschiedlichen Aspekte einer Persönlichkeit viele sind und die Vorstellung einer subjektiven Identität eine Konstruktion ist. Ich sah die Konstruktionsprinzipien immer als ideologisch an, die der Logik von Reisepässen, individueller Verantwortung und Rechtssprechung, aber auch von Schuld und Sühne, der Idee einer Seele im Christlichen Kontext etc… dient.
Meine Reaktion war immer, mich gegen dieses Konstruktionsprinzip von Individualität zu wehren. Aurobindo sagt nun, dass gerade dann, wenn Mensch das Gefühlt hat viele Aspekte, viele Ichs in sich zu haben, die Aufgabe der Sortierung schwierig ist. Manche Menschen leben in ihren Bahnen und haben einen Weg gefunden, die Widersprüche irgendwie zu vereinen. Andere haben so viele Ichs in sich, dass ein Ordnen schwierig ist. Wie soll dieses Ordnen auch gehen?
Neu ist für mich ist der Gedanke, dass die vielen Ichs um etwas herum geordnet werden können, das größer und anders ist. Ein größeres Bewusstsein. Für viele ist das vielleicht ein göttliches Bewusstsein. Für Deleuze vielleicht Immanenz. Sich selbst nicht mehr als Selbst zu verstehen, sondern als Teil… 5 Jahre Philosophiestudium, die es für mich hier zu überwinden gilt. Und 20 Jahre Kunsttheorie, die das Individuum ins Zentrum stellt.