Herz Archive - New Spirits - Reading Deleuze in India https://readingdeleuzeinindia.org/de/tag/herz/ Bewusstsein existiert nur in Verbindung mit anderem Bewusstsein Wed, 01 Oct 2025 09:32:15 +0000 de hourly 1 https://readingdeleuzeinindia.org/wp-content/uploads/2022/06/cropped-small_IMG_6014-32x32.jpeg Herz Archive - New Spirits - Reading Deleuze in India https://readingdeleuzeinindia.org/de/tag/herz/ 32 32 Musik – Nāda-Brahman https://readingdeleuzeinindia.org/de/musik-nada-brahman/ Wed, 01 Oct 2025 09:32:12 +0000 https://readingdeleuzeinindia.org/?p=5596

Erste Begegnungen mit Ragas Als Jugendlicher hörte ich stundenlang Ragas. Ich wusste gar nichts über sie. Ich schlug ein wenig nach: Mikrotonalität, Meditation, Tonfolge. Mehr verstand ich nicht. Es waren aber die tiefsten Musikerfahrungen – eine Meditation zur Musik. Bis heute führen mich Ragas in mein Inneres oder in tiefe Erkenntniszustände, die jedoch nicht rational […]

Der Beitrag Musik – Nāda-Brahman erschien zuerst auf New Spirits - Reading Deleuze in India.

]]>

Erste Begegnungen mit Ragas

Als Jugendlicher hörte ich stundenlang Ragas. Ich wusste gar nichts über sie. Ich schlug ein wenig nach: Mikrotonalität, Meditation, Tonfolge. Mehr verstand ich nicht. Es waren aber die tiefsten Musikerfahrungen – eine Meditation zur Musik. Bis heute führen mich Ragas in mein Inneres oder in tiefe Erkenntniszustände, die jedoch nicht rational sind. Eher ist es eine Art und Weise, in der Welt zu sein.

Musik als gemeinsamer Raum und reine Energie

Das Hören von Musik zieht uns alle in die Gefilde der emotionalen Landschaften, des Tagträumens, der ästhetischen Erfahrung. Es ist emotional, abstrakt, zeitlich; es erlaubt, die anderen Sinne ein- oder auszublenden, Erinnerungen abzurufen oder etwas zu vergessen. Wir können eine Zukunft erträumen, uns sehnen oder Emotionen ausdrücken – sie herauslassen.

Wenn wir gemeinsam musizieren, praktizieren, tanzen, gemeinsam hören oder auch nur Musik empfehlen, so betreten wir einen gemeinsamen Raum. Dieser Raum ist eine andere Dimension. Er hat keine materielle Referenz wie die anderen Sinne sie haben (z. B. in der darstellenden Kunst oder beim Kochen). Die Musik entspricht dem Äther, dem Raum an sich. Die Vibration bedarf eines physikalischen Trägers, ist aber selbst bloß reine Energie.

Musik, Bewusstsein und die vierte Realität

Wenn meine Sinne sich vermischen – der Geruch, die Berührung, der Klang, der Geschmack und das Sehen – so vereinen sich die Botenstoffe meines Nervensystems irgendwo in mir, vielleicht in meinem Kopf oder meinem Herz, und bilden dort eine Grundlage für Bewusstsein. Dieser Ozean des Bewusstseins, der sich aus den Sinnen speist, kann durch sie auf eine Realität zugreifen: Das nennen wir Wachzustand.

Im Traumzustand greifen wir auf eine andere Realität zu, eine Realität aus Erinnerungen, Gefühlen, Phantasien. Oder wir gehen in den Tiefschlaf, wo die Sinne kein Bewusstsein erreichen. Da ich jedoch weiter existiere, wie ich jeden Morgen erfahre, war mein Selbst anscheinend ganz woanders. Wahrscheinlich war es dort, wo die materielle Welt, wie wir sie verstehen, unwichtig ist. Wir waren im dunklen Ozean reiner Existenz.

In der Māṇḍūkya-Upanishad wird aber noch von einem vierten Zustand gesprochen – jener Zustand, der vielleicht als „erleuchtet“ bezeichnet werden kann. In diesem Zustand sind wir wach, aber nicht an unsere Sinne gebunden. Wir nehmen nicht wahr, träumen aber auch nicht, wir schlafen nicht und erfassen doch eine höhere Realität. Wir wissen um die Welt in einem tieferen Sinn. Ich sehe mein Inneres und die Welt als solche, ich verstehe, dass mein Alltagsbewusstsein funktional, aber beschränkt ist. Ich werde mir meiner Ignoranz bewusst. Ich weiß, dass ich nichts weiß. Ich bin eins mit der Welt, obgleich ich außerhalb ihrer zu sein scheine. Man könnte hier über die Ideen des Transzendentalen, der Advaita oder der Immanenz spekulieren. Das lasse ich aber lieber, da sich das in intellektuellen Spielereien verliert.

Musik, und für mich persönlich Ragas, haben etwas von dieser vierten Realität. Ich möchte hier ausdrücklich nicht sagen, dass Musikhören einem erleuchteten Zustand gleicht, und doch lege ich diese Parallele nahe. Ich schlafe nicht und nehme nicht wahr, ich träume nicht und bin hellwach. Ich fühle mich in einer Welt, die oftmals intensiver ist als die Realität. Manchmal flüchte ich mich in sie. Wenn ich aber hochkonzentriert höre, eins werde mit der Musik, dann leuchtet etwas in mir – in einer Reinheit und Klarheit, die ich sonst nur aus der Meditation kenne.

In der Musik identifizieren wir uns mit etwas. Die Musik ist ein Träger von etwas, zu dem ich werden kann. In der Meditation kann ich auch zu etwas werden; wenn es gut läuft, werde ich eins.

Der Beitrag Musik – Nāda-Brahman erschien zuerst auf New Spirits - Reading Deleuze in India.

]]>
Das wahre Selbst https://readingdeleuzeinindia.org/de/das-wahre-selbst/ Fri, 22 Aug 2025 12:09:53 +0000 https://readingdeleuzeinindia.org/?p=5295

Im Zen geht es darum, das wahre Selbst zu finden. Das gibt es aber nicht, und das ist das Mysterium unserer Existenz. In einer Welt der Repräsentationen, kognitiver Dissonanzen und alternativer Fakten tut es wohl, in das Wesen der Existenz, in ein nicht-duales Sein zu versinken. Denken hilft da nur sehr begrenzt, denn Denken ist […]

Der Beitrag Das wahre Selbst erschien zuerst auf New Spirits - Reading Deleuze in India.

]]>

Im Zen geht es darum, das wahre Selbst zu finden. Das gibt es aber nicht, und das ist das Mysterium unserer Existenz. In einer Welt der Repräsentationen, kognitiver Dissonanzen und alternativer Fakten tut es wohl, in das Wesen der Existenz, in ein nicht-duales Sein zu versinken. Denken hilft da nur sehr begrenzt, denn Denken ist ja eigentlich immer ein An-etwas-Denken, ein Über-etwas-Nachdenken. Denken ist eine Tätigkeit, die sich auf etwas bezieht, das sich mit Repräsentationen von Welt beschäftigt. Das, was ich denke, was auch immer es sei, ist nicht real im materiellen Sinn. Es kann etwas Materielles repräsentieren. Denken oder allgemeiner Geist und Materie denken wir verschieden. Das ist das Grundproblem des Denkens: Denken kann nicht nicht-dual sein. Es ist gefangen in der Dualität, kann diese aber nicht auflösen.

Das Selbst ist ganz anders, aber ähnlich in seinen Paradoxien. Das Selbst ist das, was uns antreibt, was uns bewusst sein lässt, das sich identifiziert und abgrenzt; es ist einzig und individuell. Es existiert aber nicht, weder materiell noch logisch-transzendental. Es mag verbunden sein mit der Seele, mit dem Herz-Geist, aber das hilft an dieser Stelle nicht weiter, weil es gefährlich tautologisch wird. Etwas, das wir nicht verstehen, können wir nicht dadurch verstehen, dass wir es mit etwas gleichsetzen, das wir auch nicht verstehen. Das lenkt nur ab.

Das wahre Selbst kommt dann zum Vorschein, wenn es aufhört zu existieren – und das meine ich ganz ernst. Wenn ich in die Meditation gehe, ruhig geworden bin und mich auf die Leere konzentriere, wenn also die Pausen zwischen den Ereignissen des Kopfkinos länger werden, öffnet sich ein Fenster, das sich zunächst füllt mit einer Art Trancezustand. Das ist schön und erlaubt ganz andere Erfahrungen. Ich habe schon ein paar Mal darüber geschrieben: Das Denken wird schnell, es versteht intuitiv, es kann in Gebiete eindringen, die dem Alltagsdenken versperrt bleiben; es ist Wonne und intensiv. Es hat sich aber nur ein Stück weit vom Selbst gelöst. Es muss sich ein wenig lösen vom Selbst, sonst kann es nicht diese Leichtigkeit gewinnen, aber es bleibt verankert im Selbst. Es bin immer noch ich, der da etwas tut, das schwer zu verstehen ist, und das sich in ähnlichen Problemen verfängt wie das normale Denken. Was ist real, was nur Einbildung?

Ich habe es also geschafft, mich ein bisschen zu befreien. Ich habe diese Gedanken, die sich auf die Welt beziehen, beruhigt, und ich habe ein Schauen aktiviert, das sich zwar speist aus Erinnerung, Wissen, Vision, Imagination, sich aber eben nur in jener Welt des reinen Bewusstseins bewegt. Es ist ein intuitives Wissen, eine Omnipräsenz, es ist nahezu außerhalb von Raum und Zeit; es ist der Ort, an dem es identisch ist mit sich selbst, d. h. das Selbst hört auf zu existieren und verbindet sich mit dem tiefsten Grund unserer Existenz. Der tiefste Grund unserer Existenz ist mysteriös und basiert auf etwas, das wir nicht erfassen können. Es ist jenseits unseres Selbst.

Zen führt mich heran an dieses Mysterium. Es ankert mich in meiner physischen Existenz und zeigt mir zugleich, dass diese Existenz nicht-dualistisch eins ist mit allem. Ich bin Buddha, du bist Buddha, wir alle sind Buddha. Es gibt nur Buddha – töte Buddha, wenn du ihn siehst.

 

Der Beitrag Das wahre Selbst erschien zuerst auf New Spirits - Reading Deleuze in India.

]]>
Sacred Energy https://readingdeleuzeinindia.org/de/sacred-energy/ Mon, 21 Jul 2025 16:21:40 +0000 https://readingdeleuzeinindia.org/?p=5065

Das ist Tantra. Das ist göttlich. Die entscheidende Frage ist, ob eine solche heilige Begegnung nur in der romantischen Liebe möglich ist, wie es die Tradition und die Romantik suggerieren – oder ob sie entstehen kann, wenn wir unser Wesen vollständig öffnen, jenseits von Verstand und Vernunft, jenseits von Ego, Wunsch oder Verpflichtung. Ich glaube, […]

Der Beitrag Sacred Energy erschien zuerst auf New Spirits - Reading Deleuze in India.

]]>

Das ist Tantra. Das ist göttlich.

Die entscheidende Frage ist, ob eine solche heilige Begegnung nur in der romantischen Liebe möglich ist, wie es die Tradition und die Romantik suggerieren – oder ob sie entstehen kann, wenn wir unser Wesen vollständig öffnen, jenseits von Verstand und Vernunft, jenseits von Ego, Wunsch oder Verpflichtung. Ich glaube, das kann sie. Aber es hat nichts mit dem Höhepunkt als Ziel zu tun. Es geht um Intimität. Sie kann so einfach sein wie eine Berührung, ein Lächeln, ein Herzschlag – Funken, die manchmal zu etwas viel Mächtigerem führen können. Bestimmte Energien offenbaren sich nur in der Vereinigung der Liebe. Aber auch das ist ein spiritueller Weg – einer, der den Körper als Tempel, das Selbst als vielschichtig und die Wirklichkeit als weit mehr als Materie betrachtet.

Es ist die heilige Vereinigung mit dem göttlichen Bewusstsein. Und diese Vereinigung ist nicht dasselbe wie die Vereinigung der Erwachten. Nur der Meister sieht beides als eins.Mit einem erwachten Bewusstsein, das in der Spiritualität verwurzelt ist, fühlt es sich natürlich an, sich mit der Welt und mit anderen zu verbinden, alles als eins zu erleben und die Einheit des Bewusstseins als Wurzel der materiellen Welt zu erkennen. Doch das wahre Geheimnis liegt nicht in der Verbindung allein, sondern in dem, was wir mit anderen teilen wollen – und was nicht. Ich spreche nicht von Reichtum, Besitztümern, Anerkennung oder Ressourcen. Ich spreche von etwas viel Intimerem: wem wir erlauben, unser Innerstes zu bezeugen, unsere Seele – wen wir uns sehen lassen, und wie. Ich spreche von Liebe und Sexualität, von der Befreiung von Erwartungen, Leistung, Posen und Egoismus.

Wenn ich einem anderen auf einer intimen Ebene begegne – eine Berührung, ein Lächeln, ein Herzschlag -, entsteht durch Präsenz und Bewusstheit eine Verbindung. Ich fühle, ich spüre, ich erlaube mir, auf der Ebene der Seele gesehen, gefühlt und berührt zu werden. Das kann mit einem geliebten Menschen, einem Fremden oder demjenigen, in den ich verliebt bin, geschehen. Doch manchmal fühlt sich etwas nicht richtig an. Jemand erwartet zu viel, sieht anders, fühlt etwas, das ich nicht teile, oder teilt etwas, das ich nicht fühle. In diesen subtilen Verhandlungen ertappe ich mich selbst dabei, wie ich herausfinde, wem ich erlaube, mich zu sehen, auf welche Verbindungen ich mich einlasse und wie tief ich zu gehen bereit bin. Wenn die Dinge nicht im Einklang sind, schalte ich ab. Ich höre auf zu reden, zu lächeln, aufzutreten. Mein Körper, mein Geist, meine Seele – alles zieht sich zurück.

Meine Seele ist zu kostbar. Sie ist heilig. Ich weigere mich, sie zu gefährden oder zuzulassen, dass sie verformt wird. Ich kann mein Ego beugen – das ist leicht. Die Rollen, die ich spiele, die Erwartungen, die ich als Mitglied der Gesellschaft, der Gemeinschaft, der Kultur erfülle – die lassen sich verbiegen. Manchmal kann es amüsant oder schmerzhaft sein, sie zu verbiegen. Es kann Wachstum oder Trauma, Erfolg oder Leid bringen. Das können wir teilen. Wir können heilen oder ausbeuten, ermächtigen oder verwundet werden. Dies sind die Übungen des Egos. Aber das ist nicht das, wovon ich spreche.

Ich spreche von der Seele – von dem, was wir entdecken müssen, was uns gegeben ist, was größer ist als wir, was auf ewig mit dem Göttlichen verbunden ist. Diese Verbindung ist heilig. Sie kann spirituelle Form annehmen als Praxis, als Hingabe, als das Streben nach Erleuchtung oder die Umarmung tiefer Liebe. Dies ist das Geheimnis des Tantra – von Shiva und Shakti, der Vereinigung der grundlegenden Prinzipien der Existenz. Sie sind durch die Erotik verbunden, aber nicht durch die Erotik, wie man sie gemeinhin versteht. Es ist eine Erotik des wahrhaftigen Gesehenwerdens. Es geht viel mehr darum, gesehen zu werden als aktiv zu sehen.

Wir können das Göttliche nicht sehen. Aber wir können spüren, dass wir von ihm gesehen werden – in ihm verankert, ein Teil von ihm -, indem wir unsere Sinne zur Verfügung stellen, damit das Göttliche sich durch uns erfahren kann. Ich bin ein Gefäß. Meine Seele ist die Brücke. Ich kann vom Göttlichen durch die Sinne gesehen werden, die eine andere Person für diese heilige Wahrnehmung zur Verfügung stellt. Diese heilige Vereinigung von Shiva und Shakti ist der Kern des Tantra.

Wenn ich mich also abschotte, wenn mein Körper sich zurückzieht, ist das keine kindische Reaktion, keine Frage der Leistung oder eine unreife Verteidigung. Es ist die Seele, die ihre Heiligkeit schützt und sich für eine bedeutungsvolle Begegnung aufbewahrt. Diese Art der Begegnung ist selten – besonders in der Intimität, wo das Energiefeld am unmittelbarsten, kraftvollsten und zerbrechlichsten ist. Es wird leicht verdorben und oft unter äußerem Verlangen begraben. Nein zu sagen, sich zurückzuziehen, abzuschalten, ist ein Akt der Selbsterhaltung. Es offenbart, dass etwas Heiliges vorhanden ist – etwas, das es wert ist, geschützt zu werden. Es ist das Flüstern der Erkenntnis. Ich habe Momente erlebt, in denen ich wirklich gesehen wurde.

Der Beitrag Sacred Energy erschien zuerst auf New Spirits - Reading Deleuze in India.

]]>
Schatten https://readingdeleuzeinindia.org/de/schatten/ Sun, 29 Jun 2025 00:30:27 +0000 https://readingdeleuzeinindia.org/?p=5059

Seitdem ich vor Jahrzehnten zum ersten Mal von Schattenarbeit gehört hatte, fragte ich mich, was das genau sei. Ich dachte immer an tiefe Abgründe in der Seele, Traumata, Tabus, Geheimnisse, die man mit niemandem geteilt hat, weil es zu schamvoll ist, darüber zu reden. Ich dachte, Schatten sind das, was wir vor uns selber und […]

Der Beitrag Schatten erschien zuerst auf New Spirits - Reading Deleuze in India.

]]>

Seitdem ich vor Jahrzehnten zum ersten Mal von Schattenarbeit gehört hatte, fragte ich mich, was das genau sei. Ich dachte immer an tiefe Abgründe in der Seele, Traumata, Tabus, Geheimnisse, die man mit niemandem geteilt hat, weil es zu schamvoll ist, darüber zu reden. Ich dachte, Schatten sind das, was wir vor uns selber und vor den anderen verstecken. Und wahrscheinlich ist da schon etwas dran an dieser Vorstellung.
Nun habe ich gemerkt, dass die Schatten erst einmal woanders auftreten. Sie sind eigentlich mehr die Verhaltensmuster, in die wir fliehen, wenn wir uns mit etwas nicht auseinandersetzen wollen. Bei mir ist das z. B. die Flucht in die akademische Reflexion, anstatt sich direkt emotional auseinanderzusetzen. Wahrscheinlich öffnet sich hier das ganze Spektrum dessen, was in der westlichen Tradition Gegenstand von Therapien sein kann: Sucht, Gewalt, verzerrte Wahrnehmung, ungesunde Verhaltensmuster, Angst, Bindungsunfähigkeit etc. … Diese Schatten, die unser Verhalten unbewusst leiten, gilt es wahrzunehmen. Es ist wichtig zu sehen, welche Muster unser Denken, unsere Gefühle, unser Handeln bestimmen. Vielleicht löst sich dann ein Knoten.
Mich interessiert aber, wie sich diese Schatten in unseren subtilen Körpern manifestieren. Wir haben diese verschiedenen Ebenen unserer Existenz: Körper, Leben (Atem), Sexualität, Gefühl (Herz), Geist (Verstand), spirituelles Bewusstsein, umfassendes Bewusstsein. Durch Meditation und verschiedene Yogas können wir uns dieser Ebenen bewusster werden. Das Ablösen vom Ego erlaubt es, diese Ebenen als Formen unserer Existenz zu begreifen, die jeweils Teil eines großen Bewusstseins sind: Materie, Biologie, Psyche, Seele, Geist, Bewusstsein, Transzendenz. Diese Realitäten sind nicht bloß meine persönliche Konstitution, sie sind Realitätsebenen, an denen ich Teil habe, die sich in mir manifestieren. Das wird erst sichtbar, wenn wir uns von unserem Ego lösen. Und genau in dieser Verstrickung mit dem Ego erscheinen die Schatten. Wir haben alle eine Biographie, und diese schreibt sich in unser komplexes Sein ein. Unsere Erfahrungen hinterlassen Spuren in unserem Körper, unserem Herz, im Gedächtnis, im Denken.
Ich habe die Vorstellung, dass in uns ein Licht ist, das durch die Ebenen unseres Seins durchscheint, und unsere Erfahrungen, unsere Biographie, hinterlässt diese Spuren in uns. Und wenn sich da etwas staut oder verknotet, verhärtet oder versteckt, wenn da etwas bricht oder wächst, wenn da etwas unterdrückt wird oder verselbständigt, wenn da etwas zum Selbstläufer wird und sich unbewusste Muster bilden, dann wirft das Schatten.

Ich möchte aber noch ein wenig genauer schauen. Da gibt es also ein inneres Licht, da ist etwas, das einen Schatten wirft, es gibt dort auch einen Beobachter, einen Akteur und ein Wesen. In diesem Tempel des Körpers manifestiert sich unser individuelles Sein. Der Pfad der Spiritualität führt zu einem Punkt, an dem dieser Tempel vollständig erleuchtet wird und den ganzen Kosmos in sich hält. Es geht dabei eigentlich gar nicht so sehr darum, Dinge in Ordnung zu bringen oder zu korrigieren, zu therapieren (es sei denn, es gibt da wirklich einen Leidensdruck oder einen Konflikt, der gelöst werden muss). Es geht vielmehr darum, das, was die Schatten wirft, klar zu sehen, sodass es durchlässig (transparent) wird.

 

Der Beitrag Schatten erschien zuerst auf New Spirits - Reading Deleuze in India.

]]>
Art Before Theory https://readingdeleuzeinindia.org/de/art-before-theory/ Tue, 18 Mar 2025 03:51:18 +0000 https://readingdeleuzeinindia.org/?p=5043

Art Before Theory (short summary) Christoph Kluetsch This lecture is the final one in my winter series. I have given six lectures so far, and I have been challenging myself throughout. Today, I am taking on my biggest challenge yet. I have been exploring topics that interest me—topics that represent a collision between Western art […]

Der Beitrag Art Before Theory erschien zuerst auf New Spirits - Reading Deleuze in India.

]]>

Art Before Theory (short summary)

Christoph Kluetsch

This lecture is the final one in my winter series. I have given six lectures so far, and I have been challenging myself throughout. Today, I am taking on my biggest challenge yet. I have been exploring topics that interest me—topics that represent a collision between Western art history, Indian spirituality, and postmodern thinking. I find this intersection to be a fascinating space to operate in. In my previous lectures, I have examined temple architecture, problems of representation, and stylistic comparisons between seemingly unrelated artistic traditions. Today, I will delve into the most challenging topic for me: the idea of art before theory.

This lecture will be somewhat experimental. I will attempt to go before theory while still using theoretical concepts to explore this idea. My perspective on art shifted dramatically after leaving the Western Hemisphere. When I first traveled to India and later to China, I realized that the timeline I had been operating on—along with the concepts I had been learning and teaching—did not align with reality.

To start, I want to discuss a controversial artifact: the Makapansgat Pebble, found in South Africa. This small pebble, only five centimeters in size, was likely transported approximately 50–60 kilometers from its original location around three million years ago. This suggests that it was intentionally moved. At that time, the beings responsible for this action were not what we would call humans. They were conscious beings of some kind, existing long before any conventional human timeline.

What is intriguing about this stone is that it resembles a human face. Archaeologists have studied it and found that some of its markings were intentionally made. The question is: is this an artifact or simply a found object with human-like qualities? This raises a deeper question—what comes first: art or the capacity to perceive something as art? Do we suddenly decide to create art out of an empty space, or must we first be in a certain disposition to recognize something as art? If, three million years ago, there were beings who perceived and valued aesthetics, then the artistic impulse might be inherent in consciousness itself.

A common narrative suggests that prehistoric art was purely utilitarian—used for ritual, worship, or survival rather than for aesthetic appreciation. I would like to challenge this idea. The Western historical perspective often assumes a linear progression of human intellectual and artistic development, from primitive beginnings to increasing complexity. I disagree. The discovery of artifacts from 30,000–40,000 years ago, such as the Chauvet Cave paintings in France, reveals an astonishing level of artistic sophistication. Pablo Picasso, upon seeing the Lascaux cave paintings (dated to 17,000 years ago), famously remarked, „We have learned nothing.“ He saw no evidence of artistic progress—only continuity.

Filmmaker Werner Herzog explored this idea in his documentary The Cave of Forgotten Dreams, which examines the Chauvet Cave paintings. These paintings are nearly twice as old as those in Lascaux and exhibit an equally high level of skill and artistic expression. Herzog proposes that the human mind, with its ability for aesthetic perception, appeared all at once, rather than developing gradually. This challenges the assumption that consciousness and creativity emerged through a slow evolutionary process.

Traditional historical narratives depict human development in neat, linear timelines—first one stage, then another, leading to progressive improvement. However, these models are based on ideological assumptions about progress. They align with capitalist notions of advancement, which frame history as a constant process of moving forward. This perspective influences how we view art history as well. Alfred Barr’s famous diagram of 20th-century avant-garde movements suggests a structured progression: realism leads to impressionism, which leads to cubism, and so on. This model assumes that new artistic movements render previous ones obsolete, but is this truly how art evolves?

Philosopher René Descartes contributed to this way of thinking by developing the Cartesian system—a structured, rational framework for understanding the world. This system relies on representation, where external objects are mapped onto an internal mental model. Magritte’s famous painting The Treachery of Images (featuring the words „This is not a pipe“ beneath a painted pipe) plays with this idea, exposing the gap between representation and reality. Language, images, and perception form a complex web of relationships that we may never fully understand.

This brings me to the concept of writing and its impact on human consciousness. Plato’s Phaedrus contains a story about the Egyptian god Thoth, who presented the invention of writing to King Thamus. The king rejected it, fearing that writing would weaken memory and disrupt the direct transmission of knowledge. This prediction was remarkably prophetic. Writing enables record-keeping and challenges authority, but it also shifts us from a world of direct experience to a world of textual knowledge. In oral traditions, knowledge is preserved through memory, sound, and direct teaching rather than through written records. Even today, Vedic traditions in India rely on extensive memorization, preserving knowledge in a way that differs fundamentally from text-based learning.

In contrast to textual knowledge, prehistoric art represents a more direct and unmediated form of expression. The handprints found in ancient caves around the world, created by blowing ochre pigment over hands pressed against rock walls, are an early form of artistic expression. These images appear in various cultures across millennia, suggesting a universal human impulse. Their purpose remains speculative—perhaps they served as a mark of presence, a spiritual act, or an attempt to connect with the environment in a personal way.

Similarly, early figurines such as the Venus of Willendorf and the Lion Man of Hohlenstein-Stadel suggest complex symbolic thought. The Venus figurine, with exaggerated reproductive features, likely represents fertility and life-giving power. The Lion Man, a humanoid figure with an animal head, implies an early exploration of hybrid identities, myth, and imagination. These artifacts demonstrate that early humans were not merely copying reality but engaging with deep existential questions.

Music also played a significant role in prehistoric culture. A 40,000-year-old pentatonic flute found in Germany suggests that early humans understood musical harmony. The pentatonic scale appears in various cultures and is present in the mathematical ratios of planetary orbits, indicating a deep, perhaps even intuitive, connection between music and the cosmos.

Art, music, and spiritual experience in prehistoric times were not separate disciplines but integrated aspects of human existence. Early cave paintings, sculptures, and musical instruments were not simply tools for survival or representation but ways of engaging with the world on a profound level. They allowed humans to connect with nature, with each other, and with something beyond the material world.

In the modern era, art has become increasingly intellectualized, often reduced to conceptual games and textual discourse. Yet, at its core, art originates from an urge to connect—to align our inner experience with the outer world. This is what I mean by „art before theory.“ Prehistoric art embodies a direct, unmediated encounter with existence. It speaks to something fundamental in us, something we may have lost in the distractions of contemporary life.

Perhaps the real challenge is to rediscover this connection—to step outside the text, outside the structures of theoretical discourse, and into a more immediate engagement with being. The question remains: how do we move beyond the text while still embracing the knowledge it provides? This is something I continue to explore in my own practice and in my engagement with art history.

Art before Theory

Der Beitrag Art Before Theory erschien zuerst auf New Spirits - Reading Deleuze in India.

]]>
Geschützt: Meditationsnotizen – 12.7.24 4.30am https://readingdeleuzeinindia.org/de/meditationsnotizen-12-7-24-4-30am/ Fri, 12 Jul 2024 01:07:50 +0000 https://readingdeleuzeinindia.org/?p=4898 Es gibt keinen Textauszug, da dies ein geschützter Beitrag ist.

Der Beitrag Geschützt: Meditationsnotizen – 12.7.24 4.30am erschien zuerst auf New Spirits - Reading Deleuze in India.

]]>

Dieser Inhalt ist passwortgeschützt. Um ihn anschauen zu können, bitte das Passwort eingeben:

Der Beitrag Geschützt: Meditationsnotizen – 12.7.24 4.30am erschien zuerst auf New Spirits - Reading Deleuze in India.

]]>
Geschützt: Meditationsnotizen – 17.6.24 Matrimandir https://readingdeleuzeinindia.org/de/meditationsnotizen-17-6-24-matrimandir/ Mon, 17 Jun 2024 04:29:48 +0000 https://readingdeleuzeinindia.org/?p=4881 Es gibt keinen Textauszug, da dies ein geschützter Beitrag ist.

Der Beitrag Geschützt: Meditationsnotizen – 17.6.24 Matrimandir erschien zuerst auf New Spirits - Reading Deleuze in India.

]]>

Dieser Inhalt ist passwortgeschützt. Um ihn anschauen zu können, bitte das Passwort eingeben:

Der Beitrag Geschützt: Meditationsnotizen – 17.6.24 Matrimandir erschien zuerst auf New Spirits - Reading Deleuze in India.

]]>
Die erträgliche Leichtigkeit des Seins https://readingdeleuzeinindia.org/de/die-ertraegliche-leichtigkeit-des-seins/ Sun, 16 Jun 2024 06:28:45 +0000 https://readingdeleuzeinindia.org/?p=4870

Manchmal ist Meditation ganz einfach und natürlich. Ich setze mich hin, gehe in meinen Körper, werde meines Sinnesapparates bewusst und wie mein Bewusstsein und Verstand damit umgeht, bringe alles zur Ruhe und höheres Bewusstsein zeigt sich, eine andere Art von Wissen, Raum und Zeit, eine andere Erfahrungswelt… Manchmal ist es aber auch schwer, und dann […]

Der Beitrag Die erträgliche Leichtigkeit des Seins erschien zuerst auf New Spirits - Reading Deleuze in India.

]]>

Manchmal ist Meditation ganz einfach und natürlich. Ich setze mich hin, gehe in meinen Körper, werde meines Sinnesapparates bewusst und wie mein Bewusstsein und Verstand damit umgeht, bringe alles zur Ruhe und höheres Bewusstsein zeigt sich, eine andere Art von Wissen, Raum und Zeit, eine andere Erfahrungswelt…

Manchmal ist es aber auch schwer, und dann lerne ich, wie Meditation wirklich geht. Ich setze mich hin, ein Chaos an Gedanken und Gefühlen macht sich breit. Es dauert lange, bis ich das überhaupt bemerke, so gefangen bin ich in meinem Kopf. Wenn ich das merke, fokussiere ich meinen Atem, versuche, mir meinen Körper bewusst zu machen. Da gibt es ein Außen, einen Körper, ein Innen. Das ist durch den Atem verbunden. Ich werde gewahr, dass ich lebe, dass mein Körper und Geist lebendig sind und ich frage mich, was das heißt. Lebendig sein, bewusst sein, denken, fühlen. Dies ist ein guter Zeitpunkt, sich auf die Chakren zu konzentrieren. Verschiedene Ebenen des Seins. Kundalini, die Schlange, ist eine gute Führerin. Sie rollt und reckt sich, kriecht empor durch die verschiedenen Ebenen des Seins, durch die Materie, die Sexualität, die Gefühlswelt, durch das Herz und die Sprache, den Verstand und das Bewusstsein, dann durch die Erfahrung von Satchitananda, des höheren Bewusstseins. Dieser Weg kann schnell gehen, ein paar kleine Minuten, oder sich Zeit lassen, pausieren und genau schauen, was auf den Ebenen los ist. Dabei merke ich, dass sich meine Sitzposition äußerlich wahrscheinlich unmerklich, innerlich jedoch radikal ändert. Eine kleine, klitzekleine Korrektur der Wirbelsäulenhaltung öffnet eine neue Ebene, ein neues Plateau und setzt Energien frei. Es ist ein bisschen wie mit Holzklötzchen einen Turm zu bauen. Wenn die Basis stimmt, kann ich sehr hoch bauen. Wenn die ersten Stockwerke total krumm und chaotisch sind, dann wird es nach oben sehr wackelig und instabil.

Das ist eine feine Gratwanderung, denn die stille Position ist in der Meditation sehr wichtig. Ich tendiere auch dazu, eine relativ strenge Position einzunehmen im halben Lotussitz, manchmal im vollen Lotussitz. Es hilft bei dem, was ich beschrieben habe. Die stille Position, von außen betrachtet fast starr, ist von innen aber hoch agil. Ich brauche eigentlich wenigstens 20-30 Minuten, um die Grundelemente zu aktivieren und in eine energetische Linie zu bringen. Der Körper ist ja so komplex, er lebt, fühlt, atmet, denkt, riecht und hört, schmerzt und erfährt Glück. Zu denken, dass es nur darauf ankäme, ruhig zu werden, ist ein ganz großes Missverständnis. Der Körper ist das komplexeste Instrument, das wir haben, und zugleich so wenig genutzt. Die verschiedenen Praktiken des Yoga dienen genau dieser Erkundung. Mit Übung kann man richtig virtuos werden, und dann erschließen sich Räume, die man zuvor nicht kannte und verspottete, wenn andere darüber sprachen.

Diese inneren Welten sind Welten des Spirituellen. Die Meditation eröffnet den Raum, in dem fast alles möglich zu sein scheint. Mir gefällt die Meditation, weil sie es erlaubt, langsam und behutsam diese Welten zu erkunden. Das geht natürlich auch durch Trance, Substanzen, Rituale, kollektive Erfahrungen. Unzählige Kulturen haben einen enormen Schatz an Praktiken über die letzten Jahrtausende zusammengetragen. Mir sind die aber ein bisschen unheimlich. Das ist ein wenig so, wie wenn jemand mich zu einer Party mitnimmt, und plötzlich steht man in einem hoch energetischen Raum, taucht ein und wird Teil von ihm, verliert sich und verbindet sich, macht neue Erfahrungen, hat einen Rausch der Sinne. Diese Erfahrungen sind toll, geben mir aber nicht die Basis, meine Existenz zu erkunden. Ich bin diesen Erfahrungen ein Stück weit ausgeliefert. In der Meditation hingegen sind alle Pfade offen. Es ist nicht mein Selbst, das da navigiert, es ist vielmehr ein höheres Selbst, aber ich bin in Kontakt mit meinem Selbst, kann das Steuern, wenn ich das möchte, obgleich ein solcher Eingriff innerhalb einer tiefen Meditation kritisch ist; es kann sie leicht auf untere Ebenen zurückwerfen.

Diese Welten, in denen mein höheres Selbst sich mit einem höheren Bewusstsein verbindet, sind Zustände von Glückseligkeit. Es ist, was die Upanishaden den Tiefschlaf nennen, denn der Körper ist vollständig im Tiefschlaf, das Bewusstsein wird nicht durch die Sinne des Körpers stimuliert. Der Körper existiert nicht für die Meditation als Tiefschlaf. Das Bewusstsein, in das meines eintaucht, ist eine spirituelle Erfahrung. Sie ist jedoch ganz real. Es ist mein Bewusstsein, das sich verbindet. Es ist hier und jetzt, es ist diese Welt, nicht eine andere. Es ist Immanenz. Nur eben eine vollere Realität. Ein Schlaf, der eigentlich der höchste Wachzustand ist, denn er lässt sich nicht von äußeren Sinneseindrücken ablenken. Vielleicht hat die Schlange, die das Haupt von manchen Göttern mit 7 Köpfen beschattet und vor Regen schützt, diese Symbolik, dass vieles gleichzeitig gesehen werden kann, dass als Ebenen unseres Körpers in bewusster Klarheit präsent sein können. Die 7 Flüsse, des Rigveda die 7 Ebenen der Existenz.. Diese Bilder sind hier in Indien ja immer so unendlich komplex.

Zugleich sind viele Plateaus, die Kundalini durchströmt, für mich seit langem im Alltagsbewusstsein angekommen. Kontemplation und Reflexion, Sinnlichkeit und Genuss, das Durchleben von Emotionen und das Sortieren von Gedanken, das Abwägen und Entscheiden, all dies sind Ebenen meiner Existenz, die ich als solche akzeptieren kann. Es geht nicht darum, hier die von der Gesellschaft erwarteten ‚richtigen‘ Dinge zu tun, sondern sie als Phänomen ernstzunehmen, sie als Manifestation von Welt zur Geltung zu bringen und sie so gut es geht bewusst zu machen und zu navigieren. So werde ich zu einem Zeugen von Realität, die – an sich und für sich selbst – mir wenig antun kann. Es ist ein Geschenk des Lebens, diese Erfahrungen machen zu können. Darin scheint ein Teil des Sinns des Lebens zu bestehen. Dieses Durchleben…

Manchmal ist Meditation einfach und manchmal schwierig. Manchmal kommt sie einfach so, und einiges muss man üben. Es gibt ein paar Hilfen und unzählige Pfade zu ihr hin. Einen richtigen Weg gibt es nicht. Alles ist okay, denn alles ist Realität, es gibt nichts anderes als Realität. Manche Pfade sind schwieriger, und manche haben Konsequenzen, that’s it.

 

Weiterlesen: 

Aurobindo: Life Devine, Book II, Chapter VI, Reality and the Cosmic Illusion.

Der Beitrag Die erträgliche Leichtigkeit des Seins erschien zuerst auf New Spirits - Reading Deleuze in India.

]]>
Haus https://readingdeleuzeinindia.org/de/haus/ Mon, 10 Apr 2023 14:22:54 +0000 https://readingdeleuzeinindia.org/?p=3690

Art begins not with flesh but with the house. (Deleuze)   Ich praktiziere nun Meditation. Es hat lange gedauert, mir das einzugestehen. Ich habe das irgendwie schon immer getan, nur wusste ich es nicht. Ich habe wie die meisten Menschen Phasen, in denen ich in mich reinschaue, oder mich auf etwas kontemplativ konzentriere, Phasen, in […]

Der Beitrag Haus erschien zuerst auf New Spirits - Reading Deleuze in India.

]]>

Art begins not with flesh but with the house. (Deleuze)

 

Ich praktiziere nun Meditation. Es hat lange gedauert, mir das einzugestehen. Ich habe das irgendwie schon immer getan, nur wusste ich es nicht. Ich habe wie die meisten Menschen Phasen, in denen ich in mich reinschaue, oder mich auf etwas kontemplativ konzentriere, Phasen, in denen ich versuche meinen Geist zu beruhigen, oder herauszufinden, was dieses Ich in mir eigentlich ist, Phasen, wo ich versuche das zu verstehen, was mein rationaler Geist nicht verstehen kann (z. B. die Unendlichkeit, oder den Anfang der Zeit etc.).

Ich habe das getan, wenn ich eine Krise hatte (sei das nun intellektuell, emotional, biografisch…) oder ich tue das, wenn ich mein Bewusstsein kläre (wie geklärte Butter) oder schaue, welche Kräfte in mir am Wirken sind, so als ob große Tiere in mir nach vorn und noch oben drängen, als wenn Pferde und Kühe unruhig versuchen sich zu befreien und zum Licht streben.

Licht

Im Angesicht des Lichts dann also, wenn der Geist zur Ruhe gekommen ist, der rationale Geist Frieden geschlossen hat mit der Tatsache, nicht alles verstehen zu können und doch in der Lage ist, die Welt intuitiv zu erfassen, ein Moment also der Einheit mit der Welt auf einer Bewusstseinsstufe, die den Alltag transzendiert, dort ist das, wofür es im Deutsch keine unbelasteten Worte gibt: Wonne, Seeligkeit, im englischen Bliss in Sanskrit Ananda.

Dieser Zustand war mir aber immer irgendwie unheimlich. Denn dort sah ich dann Phänomene, die ich von kitschigen New Age Postkarten kannte, oder von einem Mitbewohner aus meiner Studienzeit in London, der immer auf LSD gemalt hat… Ich denke, ich tat gut daran, diesen Visionen gegenüber kritisch zu sein, denn es ist eine etwas effekthascherische Ablenkung des meditativen Bewusstseins. Farbe, Geometrien, Licht, kosmische Weite… all dies sind schöne Erfahrungen und Bilder, doch führen sie nicht weit. Sie lassen das kleine Ego denken, etwas besonders zu sein. Diese Bilder entstehen ja leiht innerhalb einer längeren Meditation, vor allen im Lotossitz nach einer halben Stunde oder so, wenn also die Beine anfangen einzuschlafen. Wenn der Schmerz der Sitzhaltung nachlässt und die Endorphine nun nicht mehr die Reize des Körpers kontrollieren müssen, sondern frei und wild sich im Bewusstsein austoben können, es ist schön, führt aber, wie gesagt, nirgendwo hin. Mir war das also immer suspekt.

Raum

Spannender finde ich, wenn in diesem Bewusstsein sich ein Raum öffnet und das geistige Auge anfängt, klar zu sehen. Bei geschlossenen Augen meditiert das Bewusstsein auf sich selbst. Es löst sich aus dem Reiz-Reaktionsschema, da eigentlich nicht mehr viele Reize da sind (vorausgesetzt die Meditation findet in einem wirklich ruhigen und reizarmen Raum statt). Bewusstsein ist jetzt mit sich allein. Wo will es hin? In die Erinnerung? In das Nachdenken und das Probleme lösende Denken? In die Kontemplative Schau? In die Fantasie und Kreativität? In die Gefühle, das Herz?

Um dem ein wenig zu helfen und zu systematisieren, gibt es das Bild der 7 Chakras (Sahasrara, Ajna, Vishuddha, Anahata, Manipura, Svadhisthana, Muladhara). Ich kann diese Chakren in der Meditation besuchen und schauen, ob das eine oder andere Chakra ein wenig Aufmerksamkeit benötigt. Eine Art inneres Gleichgewicht kann so hergestellt werden. Auch hier versuche ich die kitschigen Farbkreise zu vermeiden. Ich finde das nicht hilfreich, das mag für andere aber anders sein. Ich schweife aber ab, es gibt viele solcher ‚Techniken‘.

Konzept, Perzept, Affekt

Wo will das Bewusstsein hin? Wer oder was ist hinter dem Bewusstsein, wo kommt es her? Gibt es eine Seele? Ist sie unsterblich? Ist sie Teil von etwas Größerem? Kann ich das Universum, Existenz an sich, mit all ihrer Komplexität und ihrem Facettenreichtum als Einheit denken?

Hier komme ich mit meinen Konzepten an schnell an die Grenzen des Denkbaren (Kants Antinomien). Mein kleines Hirn, wie soll sich das dem nähern? Solange ich daran festhalte, dass mein Bewusstsein allein aus Sinneseindrücken – Perzepten – besteht, die aus den Sinnesorganen meines Körpers erzeugt werden, kann ich diese subjektive Perspektive nicht verlassen. Meine Intuition und meine Kreativität helfen hier aber weiter. In meinem Bewusstsein gibt es Affekte, es ist affiziert, es agiert. Genau dieses Agieren geleitet von Intuition und Kreativität ist für mich der Schlüssel für eine tiefe Meditation. Konzept und Perzept haben ihre Rolle und Aufgabe, doch sie sind begrenzt in ihrer Reichweite und ihrem Verständnisvermögen. Affekte jedoch sind anders. Ein Affekt, was ist das?

„By whom missioned falls the mind shot to its mark? By whom yoked moves the first life-breath forward on its paths? By whom impelled is this word that men speak? What god set eye and ear to their workings?

That which is hearing of our hearing, mind of our mind, speech of our speech, that too is life of our life-breath and sight of our sight. The wise are released beyond and they pass from this world and become immortal.“ (Kena Upanischade)

Wer hört beim Hören, wer sieht beim Sehen, wer denkt beim Denken? Eine Lebenskraft, ein Elan Vital, ein Werden (Becoming), eine Veränderung (change)? Wenn sich die Vibrationen der Sinne vermischen (intermiscence), entsteht ein Perzept. Wenn sich dieses Perzept ausdrücken will, so tut es das in Sprache, einer anderen Form von Vibration. Ein Konzept entsteht. Diese Konzepte sind zuweilen abstrakt, sie mögen Ideen sein. Diese Ideen sind aber Teil einer anderen Realität. Schon bei Platon führt das zu einem Idealismus, der jedoch im westlichen Rationalismus zu einer Transzendentalphlosophie verkümmert.

Bei Deleuze bleiben Konzept, Perzept und Affekt jedoch agil, sie entstehen, wenn der Körper mit der Außenwelt in eine Begegnung tritt. Konzept, Perzept und Affekt verändern sich, sind jedoch wiedererkennbar, sie bilden Muster. Sie sind die Grundformen von Vibrationen, also energetische Muster. Sie sind auch bedingt kommunizierbar. Vor allem aber bilden sie einen inneren Raum, der in der Meditation erfahrbar ist.

Raum ist dabei nur bedingt wörtlich zu verstehen. In der Meditation ist der Geist frei, sich zu bewegen. Raum und Zeit sind keine Begrenzungen mehr. So wie beim Assoziieren von Gedanken, die Gegenstände der Gedanken nicht mitbewegt werden, so kann im Raum der Meditation der Geist frei von einer Schau zur nächsten eilen. Ich denke, das ist, was mit dem Sehen des inneren Auges gemeint ist und was bei manchen bis zu Visionen gesteigert wird.

Visionen

Diese Visionen, wie ich das mal altmodisch nennen will, geben Zugang zu mehr als bloß einer inneren Erfahrungswelt. Ein Haus errichtet sich dort, eine Stadt, in der Kräfte einfach nur Kräfte sind, losgelöst aus Kausalketten. Es mag da neurochemische Prozesse geben, die ablaufen, wenn der Geist so aktiv ist, und wer mag, der möge doch Reduktion hier vornehmen. Doch ist das eine sehr gewagte Theorie, durch nichts gestützt, ist reine Science-Fiction – denn wir haben es hier bestenfalls mit Korrelationen zu tun, eine Kausalbeziehung ist nicht nachweisbar. Wir wissen ja nicht mal, was das ist, was wir in eine Kausalbeziehung setzen wollen.

Nehmen wir das Bewusstsein doch einfach als das, was es ist: Bewusstsein. Wieso dieser Reduktionismus? Ich reduziere mein Leben ja auch nicht auf Biochemie.

In diesem Bewusstsein also entsteht ein Raum, d. h. eine Architektur. Bei Deleuze klingt das so:

“Interlocking these frames or joining up all these planes wall section, window section, floor section, slope section- is a composite system rich in points and counterpoints. The frames and their joins hold the compounds of sensations, hold up figures, and intermingle with their upholding, with their own appearance. These are the faces of a dice of sensation. Frames or sections are not coordinates; they belong to compounds of sensations whose faces, whose interfaces, they constitute. But however extendable this system may be, it still needs a vast plane of composition that carries out a kind of deframing following lines of flight that pass through the territory only in order to open it onto the universe, that go from house-territory to town-cosmos, and that now dissolve the identity of the place through variation of the earth, a town having not so much a place as vectors folding the abstract line of relief. On this plane of composition, as on „an abstract vectorial space,“ geometrical figures are laid out cone, prism, dihe-dron, simple plane-which are no more than cosmic forces capable of merging, being transformed, confronting each other, and alternating; world before man yet produced by man. The planes must now be taken apart in order to relate them to their intervals rather than to one another and in order to create new affects. We have seen that painting pursued the same movement.” (Deleuze: What is Philosophy? p.187)

Der Beitrag Haus erschien zuerst auf New Spirits - Reading Deleuze in India.

]]>
Wurzeln – Essbares https://readingdeleuzeinindia.org/de/wurzeln-essabres/ https://readingdeleuzeinindia.org/de/wurzeln-essabres/#respond Sun, 06 Nov 2022 10:01:01 +0000 https://readingdeleuzeinindia.org/?p=2326

Die Solitude Farm in Auroville, ist ein ‚food forrest‘. Dies ist einer der wenigen englischen Begriffe, die sich im Deutschen schlecht durch ein Kompositum ausdrücken lässt (Esswald?). Wir haben so etwas nicht, und können darüber auch schlecht nachdenken. Eine Obstwiese, die wir mit anderen essbaren Jahrespflanzen und kurzlebigeren Pflanzen so weit verwildern lassen würden, bis […]

Der Beitrag Wurzeln – Essbares erschien zuerst auf New Spirits - Reading Deleuze in India.

]]>

Die Solitude Farm in Auroville, ist ein ‚food forrest‘. Dies ist einer der wenigen englischen Begriffe, die sich im Deutschen schlecht durch ein Kompositum ausdrücken lässt (Esswald?). Wir haben so etwas nicht, und können darüber auch schlecht nachdenken. Eine Obstwiese, die wir mit anderen essbaren Jahrespflanzen und kurzlebigeren Pflanzen so weit verwildern lassen würden, bis wir einen dichten Dschungel aus lauter essbaren Pflanzen haben … Dafür suche ich ein Wort. Es ist das Gegenteil einer ‚food dessert‘, auch dafür haben wir kein Wort im Kompositum im Deutschen, es meint einen Stadtteil, in dem es keine Geschäfte mit frischen Lebensmitteln gibt. Das einzige, was es in urbanen ‚food desserts‘ gibt, sind Tankstellen und Kioske, die Chipstüten und Süßigkeiten, haltbares Toastbrot und chemischen Käse verkaufen.

Tamil

Krishna hielt einen kurzen Vortrag. Seine Begeisterung für das Projekt, das er seit über 20 Jahren verfolgt, war unübersehbar, leidenschaftlich spürbar. Krishna ist aus England, spricht fließen Tamil, oft musste er englische Worte für Tamilwörter suchen. Die Kultur der Tamilen ist ihm nicht nur ans Herz gewachsen, sondern er scheint zutiefst verwurzelt zu sein in ihr. Und genau das ist es, was seine Kernbotschaft ist. Wir haben ein jahrtausendealtes Wissen darüber, was in der Umwelt, in der wir leben, wächst, was wir essen können, wie wir es zubereiten können, welchen nahrungsenergetischen Wert die Pflanzen haben und welche Heilwirkung sich mit ihnen erzielen lässt.

Großmutters Wissen

Unsere Großmütter haben dieses Wissen, wir hätten es auch noch irgendwo in uns, nur eben vergessen. Natur, wenn wir sie lassen und nur hier und da ein wenig lenken, hat uns mehr zu bieten als unsere chemischen Erfindungen. Seine Kernbotschaft: Das alte Wissen aktivieren, die Natur machen lassen, mit den Früchten verantwortungsvoll, gemeinschaftlich und ökologisch umgehen….

Inspiration bezieht Krishna von Masanobu Fukuoka, einem Pionier der Permakultur. Er traf ihn vor vielen Jahren in Japan und sah seine „Nichts-Tun-Landwirtschaft“ mit eigenen Augen, er trägt seinen Geist weiter. Seinen Esswald darf man nur barfuß betreten, jedes Kind hätte das früher gewusst. Während er – durch den kleinen Wald von 1 bis 2 Hektar streifend – erzählt, pflückt er Blätter, isst sie und benennt sie mit Tamilnamen. Seine Stimme überschlägt sich gerade vor Enthusiasmus über die Reichhaltigkeit, die der kleine Wald bietet. Die meisten Pflanzen kamen von selbst. Das Wort Unkraut kennt er nicht. Ein Freund in Auroville brachte ein Stück Land, das im 20. Jahrhundert so weit heruntergewirtschaftet worden war, dass es nur noch eine Steinwüste war, innerhalb von 5 Jahren in den Zustand eines Esswaldes. Sehr viel Arbeit sei das, aber lohnend und nachhaltig.

Über ein Essenskistenprinzip können Farmer so wesentlich besser leben, der Gemeinschaft und der Natur geht es so auch besser.

Lernen

Eine Gruppe von Studierenden aus Pondicherry war an diesem Tag mit ihrem Dozenten da. Sie wollten Textbuchwissen haben. ‚Nutzt euren Campus, um Gemüse für die Kantine anzubauen, ermutigt eure Studenten, nicht bei den Fast-Food-Ketten direkt vor dem Campus zu essen, fragt eure Großmütter. Das Wissen ist da, ihr müsst es nur nutzen‘, war seine Antwort. Ansonsten gäbe er natürlich gerne verschiedene Workshops zum praktischen Vorgehen.

Die alte Frau, die hier auf dem Land geboren wurde und im Hintergrund auf dem Boden saß, verstand kein Englisch. Sie weiß, was zu tun ist.

Der Beitrag Wurzeln – Essbares erschien zuerst auf New Spirits - Reading Deleuze in India.

]]>
https://readingdeleuzeinindia.org/de/wurzeln-essabres/feed/ 0
Lehren https://readingdeleuzeinindia.org/de/lehren/ https://readingdeleuzeinindia.org/de/lehren/#respond Mon, 03 Oct 2022 15:44:35 +0000 https://readingdeleuzeinindia.org/?p=2035

Ich war heute an einem Ort für Dorfkinder mit speziellen Bedürfnissen (Deepam). Jemand aus dem Gästehaus hier hatte mich eingeladen, sie zu begleiten. Es war eine Art Zeremonie im Rahmen von Navarathri zu Ehren der Göttin Saraswathi – sie steht für Bildung, Wohlstand und Erfolg. In Indien wurden heute die Gegenstände, die man zum Arbeiten […]

Der Beitrag Lehren erschien zuerst auf New Spirits - Reading Deleuze in India.

]]>

Ich war heute an einem Ort für Dorfkinder mit speziellen Bedürfnissen (Deepam). Jemand aus dem Gästehaus hier hatte mich eingeladen, sie zu begleiten. Es war eine Art Zeremonie im Rahmen von Navarathri zu Ehren der Göttin Saraswathi – sie steht für Bildung, Wohlstand und Erfolg. In Indien wurden heute die Gegenstände, die man zum Arbeiten benötigt, gereinigt und geweiht, als eine Art des Danks. Ihnen wurden Gaben gebracht und es wurde gesungen. In dem Therapiezentrum waren das neben Figuren, Büchern und anderen Spielsachen auch die Buchhaltungsbücher mit der Spendenkartei. In einer zweiten Etappe dann der Schulbus. Er fuhr über Zitronen und Kürbisse wurden auf der Straße zerschlagen.

Ich habe viele Jahre gelehrt, manchmal doziert, oft mit Studenten diskutiert, gelegentlich auch kritisiert. Ich habe versucht zu inspirieren, Wissen und Fähigkeiten zu teilen, Rat zu geben und bei der Suche zu helfen. Unterrichtet habe ich nie, auch erzogen habe ich nicht. Lehren zu dürfen, empfand ich als Privileg. Ich habe selten Studenten dafür bestraft, dass sie von mir lernen wollten. Das ist doch absurd. Wenn sie nicht das gemacht haben, was ich erwartet habe, dann war ich entweder nicht klar genug, oder ich hatte falsche Erwartungen.

Türen

Manche Lehrende verstehen sich als Gatekeeper, sie wollen bestimmen, wer den arbiträren Qualitätsansprüchen genügt. Wenn man sich schon an einer Tür positionieren möchte, dann war meine Vorstellung immer die, den Menschen, die durch diese Türe gehen wollen, eine gute Idee davon zu geben, was sie da erwarten könnte, und gemeinsam mit ihnen darüber nachzudenken, ob sie durch diese Türe gehen wollen, oder doch lieber eine andere nehmen wollen.

Ich bin kein Pädagoge, schon gar nicht ein Sonderpädagoge. Was ich aber heute gesehen habe, hat mir viel (zu denken) gegeben. Ich war glücklich, diesen Raum teilen zu dürfen. Ich habe so viel Freude, Lachen, Rücksicht, Aufmerksamkeit, Intuition, Spaß, Gemeinsamkeit und Zuversicht gesehen, dass mir das Herz ganz leicht wurde. Was passiert hier? Mit welchen Worten kann ich das fassen? Und was hat das mit Lehren zu tun? Einige junge und engagierte Menschen haben vor 30 Jahren angefangen, sich unter einem Baum um Menschen mit besonderen Bedürfnissen zu kümmern. Nun ist das ein sehr solider in inspirierender Ort geworden – eine andere bewegende Geschichte.

Wer lernt hier eigentlich von wem? Und was machen wir eigentlich in den ganzen anderen Schulen die ganze Zeit?

Der Beitrag Lehren erschien zuerst auf New Spirits - Reading Deleuze in India.

]]>
https://readingdeleuzeinindia.org/de/lehren/feed/ 0
Begegnung https://readingdeleuzeinindia.org/de/begegnung/ https://readingdeleuzeinindia.org/de/begegnung/#respond Fri, 16 Sep 2022 06:59:11 +0000 https://readingdeleuzeinindia.org/?p=1859

Seit einiger Zeit warte ich. Eigentlich warte ich gerne. Warten ist ein Raum und eine Zeit, in der es nichts anderes zu tun gibt, als darauf zu warten, dass die Zeit vergeht. In der Regel kann man nicht viel anderes machen außer lesen oder sich unterhalten, oder nachzudenken. Wartezeiten sind für mich daher immer Freiräume. […]

Der Beitrag Begegnung erschien zuerst auf New Spirits - Reading Deleuze in India.

]]>

Seit einiger Zeit warte ich. Eigentlich warte ich gerne. Warten ist ein Raum und eine Zeit, in der es nichts anderes zu tun gibt, als darauf zu warten, dass die Zeit vergeht. In der Regel kann man nicht viel anderes machen außer lesen oder sich unterhalten, oder nachzudenken. Wartezeiten sind für mich daher immer Freiräume. Am liebsten warte ich z. B. in Bürgerzentren, hier sind alle Menschen gleich. Gemeinsam mit anderen bin ich in einem Raum, in dem es nichts zu tun gibt, als darauf zu warten, dass die Zeit vergeht. Dieses gemeinsame Warten erlaubt wirkliche Begegnungen.

Eine Begegnung hat ja immer etwas Erstaunliches. Eine Begegnung findet statt, wenn es ein Gegenüber gibt, das diese erwidert. Dabei ist die schönste Art der Begegnung die, die völlig frei ist von Zielsetzungen, oder Erwartungen. Deleuze spricht in dem Zusammenhang auch von der Begegnung mit Kunst. Das hat mich zuerst erstaunt. Denn eine Begegnung, so dachte ich immer, ist intersubjektiv. Zwei Fragen stellen sich nun: Kann Kunst intersubjektiv sein, und sind Kunsträume wie Museen vielleicht auch Wartehallen?

Ein neues Leben

Mein Warten im Moment ist ein langes Warten. Seit einigen Wochen warte ich darauf, ein neues Leben anzufangen. Das Warten wird bestimmt durch das Beantragen eines Visums. Dieser Prozess der Visavergabe – Botschaften und Konsulate sowie andere staatliche Stellen – befindet sich ohnehin in einer anderen zeitlichen Dimension. Er hat etwas Kafkaeskes, seine eigene Logik, die sich von den Abläufen der Außenwelt ein ganzes Stück entkoppelt hat.

Dieses lange Warten also ermöglicht Begegnungen, aber wiederum ganz anders, als ich dachte. Menschen reagieren auf mein Warten sehr stark. Viele empfinden meinen Schritt, ein neues Leben zu wagen, als Herausforderung. Sie reflektieren ihre eigene Situation, oder haben das Gefühl, dass sie mir nun Dinge erzählen können, die sie vielleicht sonst nicht erzählen würden, da ich ja sowieso ihre Lebenswelt verlasse. Vielleicht haben sie aber auch die Hoffnung, durch mich eine andere Perspektive kennenzulernen. Wie dem auch sei, ich habe recht intensive Begegnungen. Ich schütte mein Herz aus, und andere öffnen sich.

Eine Begegnung, sich begegnen, teilnehmen

Mir scheint ein wichtiges Element der Begegnung die Teilnahme zu sein. Um der oder dem anderen zu begegnen, ist diese Offenheit wichtig, sich selbst zu verlassen (Deleuze spricht manchmal von einer De-territorialisierung) und etwas anderes zu werden (Metamorphose). Wenn ich z. B. im Zug reise, oder auf einem Konzert um mich rumschaue, auf einer Parkbank sitze oder im Café, sehe ich oft Menschen, die auch um sich schauen. Viele suchen eine Begegnung. Oft sind wir zu schüchtern, uns tatsächlich auszutauschen, die erste Begegnung fand aber schon statt: Sich öffnen für das andere, und die Wahrnehmung des anderen.

Mir scheint, dass wir verlernt haben, wirklich teilzunehmen. Ein Lächeln oder kurzes Wort, ein bisschen Anteilnahme. In Indien sagen die Menschen Namaste, in dieser Begrüßung drückt die Begegnung sich aus. Es geht nicht darum, sich einen schönen Tag zu wünschen, oder Gott zu grüßen, sondern zu sehen, dass im Anderen auch Teil dessen ist, was auch mich ausmacht.

Was hat das mit Kunst zu tun? Alles.

Der Beitrag Begegnung erschien zuerst auf New Spirits - Reading Deleuze in India.

]]>
https://readingdeleuzeinindia.org/de/begegnung/feed/ 0
Einsicht https://readingdeleuzeinindia.org/de/einsicht/ https://readingdeleuzeinindia.org/de/einsicht/#respond Sat, 25 Jun 2022 21:23:14 +0000 https://deleuzeinindia.org/?p=726

Als ich ein Teenager war, hatte ich mein Herz verloren an jemanden, der in Rom lebte. Ich reiste in die ewige Stadt, ohne Geld, ohne Plan, eine Überraschung sollte es sein. Das ging einigermaßen schief. Wir aßen eine Pizza gemeinsam, ansonsten hatte ich viel Zeit für mich. Auf einem der Hügel verbrachte ich viele Stunden […]

Der Beitrag Einsicht erschien zuerst auf New Spirits - Reading Deleuze in India.

]]>

Als ich ein Teenager war, hatte ich mein Herz verloren an jemanden, der in Rom lebte. Ich reiste in die ewige Stadt, ohne Geld, ohne Plan, eine Überraschung sollte es sein. Das ging einigermaßen schief. Wir aßen eine Pizza gemeinsam, ansonsten hatte ich viel Zeit für mich. Auf einem der Hügel verbrachte ich viele Stunden damit, in den Himmel zu schauen. Ich dachte über Einstein nach. Was auch sonst. Alles andere schien zu banal. Dort, zum ersten Mal, hatte ich ein Bewusstsein vom Ganzen. Nicht dass ich Einstein verstanden hätte, obgleich ich mich so fühlte: In den Sternenhimmel schauend, wurde mir klar, dass alles zusammenhängt und in einer Wechselwirkung steht. Dass Energie, Materie, Raum, Bewusstsein, Zeit – alles zusammenhängt, ineinander transformierbar ist. Ich erinnere diesen Moment noch heute. So klar schien mir das, so unanzweifelbar. Ich verlor als Resultat mein Selbst. Von da an ergab es überhaupt keinen Sinn für mich, von einem Selbst zu sprechen. Identität schien mir nun ein ideologisches Konstrukt, das nur auf Reisepässen seine Gültigkeit hat. Das Fundament für mein Philosophiestudium war gelegt.

Der Beitrag Einsicht erschien zuerst auf New Spirits - Reading Deleuze in India.

]]>
https://readingdeleuzeinindia.org/de/einsicht/feed/ 0